Wollen für die Abschaffung von Tempo 50 in diesem Teilabschnitt der Wallstadter Straße kämpfen
Verkehr in Ladenburg
"Muss erst was Schlimmes passieren?"
Die SPD übt bei dem Vor-Ort-Termin in Wallstadter Straße viel Kritik an der Verkehrssituation. Die Behörde sieht keinen Handlungsbedarf
Presseeche RNZ vom 7. Dezember 2021 von Axel Sturm
Ladenburg. "Diese Einstellung ist einfach schrecklich. Muss erst was Schlimmes passieren, damit die Verkehrsbehörde reagiert?" SPD-Stadträtin Angelika Gelle war richtig sauer. Bei einem Vor-Ort-Termin in der Wallstadter Straße/Einmündung Schwarzkreuzstraße kritisierten nicht nur die Stadträtin, sondern auch ihr Ratskollege Gerhard Kleinböck, Kreisrat Thomas Zachler, SPD-Ortsvereinsvorsitzender Markus Bündig sowie Vorstandsmitglied Michael Schummer die "unhaltbare Verkehrssituation".
Erst vor wenigen Tagen hat sich dort ein Unfall ereignet, bei dem eine Schülerin leicht verletzt wurde. Nun wollen die SPD-Verantwortlichen nicht länger abwarten. Kleinböck hat die Situation in den Sitzungen des Technischen Ausschusses und des Gemeinderats immer wieder thematisiert. Nicht nur Bürgermeister Stefan Schmutz, auch alle Räte können die Verkehrsregelung nicht verstehen.
Was ist das Problem? Die erlaubte Geschwindigkeit auf dieser Kreisstraße wurde "vernünftigerweise", so Kleinböck, ab der Kreuzung Neckartorplatz bis zum Jugendzentrum auf Tempo 30 reduziert. Kurz nach der Einmündung Neue Anlage dürfen aber wieder 50 Stundenkilometer gefahren werden. "Das ist ein Unding", bringt es Markus Bündig auf den Punkt. Denn nur 30 Meter nach dem Tempo-50-Verkehrsschild stößt die viel befahrene Schwarzkreuzstraße in die Wallstadter Straße. 20 Meter weiter befindet sich die Fußgänger-Querung zum Einkaufszentrum, und seit der Öffnung des Wohnkomplexes "Martinshöfe" wird dort die Wallstadter Straße von vielen gehbehinderten Menschen und Rollstuhlfahrern gequert. "Für uns ist es nur logisch – und dafür braucht man kein Verkehrsexperte sein –, dass es hier eine durchgängige 30 km/h-Regelung geben muss", findet der ehemalige Landtagsabgeordnete Kleinböck. Die Teilnehmer des Vor-Ort-Termins fordern die Verkehrsbehörde im Landratsamt daher auf, den Gefahrenpunkt umgehend zu beseitigen.
Bereits vor einem Jahr verlangte der Ladenburger Wolfgang Oswald genau dies. Er reichte einen Antrag bei der Verkehrsbehörde ein, der allerdings abgelehnt wurde. Nach dem jüngsten Unfall hat Oswald vor vier Wochen erneut einen Versuch unternommen. Auch die von ihm vorgeschlagene zeitliche Begrenzung – von 7 bis 20 Uhr soll Tempo 30 gelten – lehnte die Behörde ab. Oswald schätzt die Situation für Radfahrer, Personen mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer als besonders problematisch ein. Zudem argumentierte der Ladenburger, dass mit der Einführung einer durchgängigen 30 km/h-Zone auch der Verkehrslärm deutlich reduziert werden könne. Oswald stört sich auch an der Einschätzung der Polizei, weil es hier "keine Unfallauffälligkeit" geben soll. Dieses Argument zieht auch beim SPD-Ortsvereinsvorsitzenden nicht. "Wer sich hier nur eine halbe Stunde hinstellt und den Kreuzungsbereich beobachtet, der kann sehen, dass es hier ständig gefährliche Situationen gibt", meinte Bündig.
Und welche Lösungsansätze haben die Sozialdemokraten? Für Kleinböck ist es keine Frage, dass es hier eine durchgängige 30 km/h-Regelung bis hin zum Feuerwehrhaus geben muss. Es müssten lediglich drei Straßenschilder ausgetauscht werden. "Der Aufwand ist gering", meinte der Stadtrat. Gelle erinnert sich, dass beim Bau des Einkaufsmarktes über einen kleinen Verkehrskreisel nachgedacht wurde. Wegen Platzproblemen konnte die Idee aber nicht umgesetzt werden. "Das sollte man nochmals aufgreifen", meinte Bündig.
Schummer bat um eine Prüfung, ob Ladenburg nicht Modellstadt für eine gesamte 30 km/h-Reduzierung auf den Straßen Ladenburgs werden sollte.
Auch die SPD-Kreistagsfraktion will sich um die Sache kümmern. Die Fraktion wird einen Prüfauftrag im Kreistag einbringen. "Eine Lösung sollte bei gutem Willen doch schnell zu finden sein", hofft Kreisrat Zachler, dass bald Bewegung in die Angelegenheit kommt.
Auf RNZ-Anfrage teilte Kreissprecherin Silke Hartmann, mit, dass eine Verkehrstagefahrt im Oktober 2020 zusammen mit der Polizei, dem Amt für Straßen- und Radwegebau und der Stadtverwaltung stattgefunden hat. Nach einer Bürgeranfrage wurde die Lage Mitte 2021 erneut geprüft und besprochen. Sie schickt voraus, dass die Geschwindigkeitsreduzierung in der Wallstadter Straße aus Lärmschutzgründen umgesetzt wurde. Eine Geschwindigkeitsbeschränkung aus Verkehrssicherheitsgründen sei nur zulässig, wenn eine ganz besondere Gefahrenlage besteht. "Eine solche Gefahr besteht nach Einschätzung der beteiligten Behörden aber nicht. Die Polizei hat mitgeteilt, dass die Unfalllage unauffällig ist und die Querungssituation für Fußgänger nicht als besonders gefährlich eingeschätzt wird", teilte das Landratsamt mit.
Für die Teilnehmer der Ortsbegehung ist die Stellungnahme keine Überraschung. "Ruhe geben" wollen die Sozialdemokraten aber nicht. Gelle kann sich gut vorstellen, eine Unterschriften-Aktion zu starten.