Als Chef einer Gartenbaufirma hat der neue Ladenburger Stadtrat Markus Bündig (SPD) einen genauen Blick fürs Machbare. „Ich will nicht nur kritisieren, sondern aktiv mitgestalten“, betont er.
Ladenburg. „Dass es anstrengend wird, ist klar“, sagt Markus Bündig. Der 42-jährige hat als selbstständiger Garten- und Landschaftsbauer einen genauen Blick. Nicht nur auf der Baustelle, sondern auch im Hinblick auf sein neues Ehrenamt: Mit 2853 Stimmen hat der seit 2021 amtierende Chef des SPD-Ortsvereins das drittbeste Ergebnis unter neun neuen Ratsmitgliedern in Ladenburg erzielt. Die künftigen Sitzungen - auch in mehreren Fachausschüssen -, sein Familienleben mit drei Kindern im Alter von acht, sechs und zweieinhalb sowie die junge Firma: Ist das alles gut leistbar?
Bündigs klare Antwort lautet: „Ich habe mir absolut nicht zu viel vorgenommen.“ Sieht er doch beispielsweise die Führung des Ortsvereins personell gut aufgestellt. „Ich habe aber ebenso in der Familie ein gutes Team“, stellt Bündig fest. Ehefrau, Eltern und Schwiegereltern weiß er hinter sich stehen. Und vor ihm liegt schließlich eine wichtige Aufgabe: „Ich habe mich bewusst dafür entschieden, Verantwortung zu übernehmen, weil ich nicht nur kritisieren, sondern aktiv mitgestalten will.“ Schmerzhaft sei freilich, dass der bisherige Fraktionsvorsitzende Steffen Salinger nach mehr als 27 Jahren am Ratstisch nicht wiedergewählt wurde.
„Das hat uns getroffen - und Steffen natürlich auch“, sagt Bündig. Erfahrung und Fachwissen auch aus Salingers beruflichem Hintergrund als Unternehmer ließen sich nicht ohne Weiteres ersetzen. Doch auch diese Herausforderung nimmt Bündig an. Er hat als gelernter Steinmetz freilich auch Erfahrung im Umgang mit schweren Lasten. „Wir müssen Steffens Aufgaben jetzt eben auf mehrere Schultern verteilen, haben aber eine gute Fraktion, die das leisten kann, und wir wissen außerdem, dass Steffens Tür für Fragen immer offen steht“, erklärt Bündig. Nicht zuletzt auch deshalb sei der Fraktionsvorsitz bei Angelika Gelle, die jetzt - erneut mit einem starken Wahlergebnis und mehr als 4700 Stimmen - ihre dritte Amtszeit angetreten habe, in guten Händen.
Der glühende Eintracht-Fan hat keine Zeit mehr für Fußball
Eine deutliche Antwort hat Bündig ebenso auf die Frage, ob ihm als glühendem Fan des Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt künftig noch Zeit für Stadionbesuche bleibe? „Nein“, sagt er kurz und knapp, allerdings nicht ohne schmunzelnd einen spontanen Brummton des Bedauerns vorauszuschicken. Sein Verzicht reicht sogar noch weiter: „Mittlerweile schaue ich noch nicht mal mehr samstagnachmittags im Fernsehen Fußball, weil sich meine Prioritäten inzwischen klar in Richtung Familie verlagert haben“, führt Bündig aus. Seine Freizeit gehört am Wochenende voll und ganz den drei Kindern, die in Sportarten wie Leichtathletik, Rope-Skipping, Voltigieren und Turnen aktiv sind und von ihrem Papa jeweils zu entsprechenden Veranstaltungen oder Freundinnen und Freunden gebracht werden wollen.
Wenn Bündig und die SPD sich gerne für Schwächere starkmachen, muss es Bündig doch freuen, dass noch in diesem Jahr eine mobile Tafel des DRK-Kreisverbands Mannheim regelmäßig auch in Ladenburg Station machen soll. Oder nicht? „Grundsätzlich finde ich das gut, denn das geht ja ebenso wie der bereits eingeführte Mittagstisch für Senioren auch auf einen SPD-Antrag im Gemeinderat zurück, aber es ist doch schade, dass wir das überhaupt brauchen“, findet Bündig eine differenzierte Antwort. Mit weiteren Ideen hält er sich zurück, weil er findet, dass momentan schon enorm viel geleistet werde und noch zu stemmen sei. Als Beispiele nennt Bündig den Bau der neuen Sporthalle und von Kindergärten. Bündig lobt auch, dass Ladenburg sein Freibad ab 2025 saniere und zukunftsfähig mache, während andere Kommunen Einrichtungen schlössen.
Bündig sieht Bedarf für weitere Gewerbeflächen
„Unser SPD-Bürgermeister Stefan Schmutz macht einen Riesenjob, wenn man sieht, was alles angepackt wird und wie dennoch Schulden abgebaut wurden“, sagt Bündig. Nicht aus den Augen verlieren dürfe man jedoch Daueraufgaben wie beispielsweise die weitere Sanierung des Altstadtpflasters, die allerdings sinnvollerweise erst nach Abschluss der Kanalbefahrungen planbar sei, so der tiefbauerfahrene Stadtrat.
Was Ladenburg künftig ebenfalls brauche, seien neue Gewerbeflächen. Immer dringender sei ebenso der Bedarf an bezahlbaren und auch an seniorengerechten Wohnungen sowie Tagespflegeplätzen. Als eine Möglichkeit, um der katastrophalen Entwicklung im Immobilienbereich gegenzusteuern, sieht Bündig eine interkommunale Wohnbaugenossenschaft mehrerer Städte und Gemeinden an: „Das wäre für uns als SPD-Fraktion vorstellbar, weil das etwas wäre, wo man den Preis steuern kann.“
Markus Bündig
Jahrgang: 1981
Familie: verheiratet, drei Kinder
Beruf: Selbstständiger Garten- und Landschaftsbauer
Partei: Mitglied der SPD seit 2020
Wahlergebnis: 2853 Stimmen
Ausschüsse: Technischer Ausschuss, Umlegungsausschuss, Sanierungsausschuss, Umwelt- und Landwirtschaftsausschuss
Peter Jaschke
Wie die Ladenburger Neckarwiese entstand / Auch dem langjährigen Stadtgärtner Werner Edelmann ist die Freizeitwiese ans Herz gewachsen / Ohne die US-Soldaten gäbe es die Ladenburger Neckarwiese nicht
Was hatte das 100-jährige Jubiläum des Turnvereins TSG 1864, das vor 60 Jahren in Ladenburg groß gefeiert wurde, eigentlich mit der heute so beliebten Neckarwiese zu tun? „Sehr viel“, weiß der langjährige Leiter der Stadtgärtnerei und LSV-Ehrenmitglied Werner Edelmann, der im Turnverein 1864 schon damals eine unentbehrliche Arbeitsstütze war. Edelmann kann sich nämlich noch gut an die Vorbereitungen des 100-jährigen Jubiläums des Turnvereins erinnern, die bereits im Jahre 1962 begannen. Der damalige TSG-Vorsitzende Reinhold Menzel schlug Bürgermeister Hermann Hohn vor, die Feierlichkeiten der TSG auf einer Wiese zu begehen, die auf dem Neckarvorland angelegt werden könnte. Der Verein habe da eine interessante Idee, sagte Menzel dem Bürgermeister, der von 1953 bis 1965 Stadtoberhaupt war und der 1965 vom jungen Bürgermeister Reinhold Schulz abgelöst wurde.
Dass die Idee der TSG-Verantwortlichen die Geburt der Ladenburger Neckarwiese und deren vielseitige allgemeinen Nutzung war, konnten die Ideengeber damals nicht ahnen. Vor allem konnte 1962 niemand wissen, welch einen Stellenwert die Neckarwiese einmal haben sollte.
Für die TSG 1864 stand nämlich zunächst der eigene Vorteil im Mittelpunkt, denn man wollte das 100-jährige Jubiläum an einer attraktiven Stelle in angemessener Umgebung feiern.
Werner Edelmann war damals als junger Mann, der sich als Turnübungsleiter bei der TSG einbrachte, bei allen Vorstandssitzungen dabei. „Zu sagen hatten wir damals nicht viel aber wenn Arbeit verteilt werden musste, waren wir Jungspunde natürlich gefragt“, erinnert sich das TSG-Urgestein. In einer Vorstandssitzung, die ca. zwei Jahre vor dem Jubiläum stattfand, stand das Thema „Festwiese“ auf der Tagesordnung. Die Vorstandschaft wollte nämlich das verwilderte Neckarvorland zu einer Festwiese umgestalten. Dieser Bereich wurde bis dahin aber noch anderweitig genutzt. Am Anfang des Neckarvorlandes lag damals die „Füllewaad“, wie die Einheimischen die Fohlen- und Viehweide nannten. Sie hieß immer Fohlenweide obwohl sich im Gatter Kühe und Rinder befanden. Damals existierte die Neckarstraße noch nicht. Dafür gab es einen Trampelpfad, der in Richtung Freibad bzw. zum Schwabenheimer Hof – genannt Schwommer Hof – führte. Auf dem Gelände des Neckarvorlandes befanden sich außerdem vor der Straße „An der Beint“ liegend, zahlreiche Kleingärten, die von Ladenburger Familien für den Gemüseanbau genutzt wurden. „Es gab damals viele kinderreiche Familien. Das Geld war knapp und daher war man froh, wenn man einen kleinen Garten bewirtschaften konnte um die Familie mit Obst und Gemüse zu versorgen“, erzählt Edelmann.
Heinz Schmitt nahm das Projekt in die Hand
Dem Vorstandsteam war daher klar, dass der Umgestaltungsplan der TSG auf dem Neckarvorland nicht nur auf Begeisterung stoßen wird. Edelmann erinnert sich, dass das Neckarvorland recht hügelig und mit Unkraut übersät war. Der Gärtnerlehrling wusste, dass man für die Bearbeitung des Geländes schweres Gerät wie Bagger, Raupen und Walzen benötigen wird. Die hatte der Bauhof damals nicht, so dass die Umsetzung des Projektes Neckarwiese unrealistisch erschien.
Doch nun kam das damalige TSG-Vorstandsmitglied Heinz Schmitt ins Spiel. Schmitts Mutter, die Hebamme Hildegard Schmitt, betrieb von 1930-1962 das Ladenburger Wöchnerinnenheim „Am Seilergraben“, in dem ganze Generationen junger Ladenburger Erdenbürger das Licht der Welt erblickte.
Heinz Schmitt machte beruflich Karriere und war Leiter des Mannheimer Hafenamtes. Er war ausgebildeter Hochsee-Kapitän, der sogar mehrfach auf der Kommandobrücke das legendäre Kap Hoorn umschiffte. „Doch dann wollte der Weltenbummler an Land sesshaft werden“, erzählte seine spätere Frau Reni, die übrigens die gute Seele des Wöchnerinnenheims war, das von ihrer resoluten Schwiegermutter doch recht streng geführt wurde.
Heinz Schmitt hatte in seiner Funktion als Mannheimer Hafenmeister gute Kontakte zur Führung der amerikanischen Streitkräfte, die damals in mehreren Stadtteilen in den Mannheimer US-Kasernen stationiert waren. Wenn US-Panzer oder Raketen per Schiff über den Rhein und Neckar zum Mannheimer Hafen transportiert wurden, waren umfangreiche Koordinationsarbeiten mit der US-Standortführung zu besprechen. Schmitt war ein umgänglicher, freundlicher Mensch, der sich mit den Offizieren und Kommandeuren sehr gut verstand. Das TSG-Vorstandsmitglied wusste in seiner Funktion als Hafenmeister genau über die Bestände in den Kasernen Bescheid. Hier standen nicht nur Panzer und Militär-LKWs, sondern auch schwere Geräte wie Bagger, Raupen und Straßenwalzen, die kaum bewegt wurden. Daher sucht Schmitt das Gespräch mit dem Standort-Kommandeur, um ihm ein „Manöver in Ladenburg“ schmackhaft zu machen. Reni Schmitt erzählte, dass ihr Heinz anfragte, ob mit den Gerätschaften nicht was Sinnvolles getan werden kann. „In Ladenburg soll das Neckarvorland hergerichtet werden“, fragte Schmitt nach, ob die amerikanischen Freunde nicht zu „einem kleinen Arbeitseinsatz“ nach Ladenburg kommen könnten. Schmitt saß ab 1959 als SPD-Stadtrat am Ratstisch und natürlich holte er sich zuvor die Genehmigung des Gemeinderates ein, damit die „Amis“ das Neckarvorland umgestalten konnten.
Der zuständige US-Kommandant war angetan, was die Ladenburger mit ihrem Neckar-Vorland machen wollten. Er kannte Ladenburg bestens, denn nach dem Krieg wurden die Befreier in der Stadt herzlich aufgenommen. Amerikanische Führungskräfte wohnten in Häusern in der Nähe des Neckarvorlandes und die amerikanischen Soldaten nutzten gerne das Ladenburger Schwimmbad, das nach dem Krieg für eine Badesaison für die Bevölkerung gesperrt war. Hier organisierten die Amis sogar Schwimm-Meisterschaften. Erst im Spätsommer 1947 hatte man dann ein Einsehen und gab das Freibad für den allgemeinen Badebetrieb wieder frei.
Schnitzel mit Bratkartoffeln waren bei den Pionieren sehr beliebt
Vielleicht war es sogar sein „schlechtes Gewissen“ wegen der Freibadsperrung, das den Kommandeur plagte, dass Heinz Schmitt nach wenigen Tagen eine Zusage bekam. Die Kasernen-Leitung sicherte zu, das Projekt Neckarwiese mit ihren Pionieren anzupacken. Die Gerätschaften und die Arbeitskräfte stellten die Amerikaner kostenlos zur Verfügung. Nur den Diesel-Kraftstoff musste die Stadt Ladenburg bezahlen, die sich außerdem verpflichtete, die Soldaten mit einem Frühstück und einem warmen Mittagessen zu verköstigen. Werner Edelmann erinnert sich daran, dass um die 20 Soldaten täglich das Mittagessen im Gasthaus „Zur Zwiwwel“ einnahmen und es ist überliefert, dass die Pioniere besonders gerne Bratwurst mit Sauerkraut aber auch Schnitzel mit Bratkartoffel gerne gegessen haben sollen.
Fakt ist hingegen, dass die Soldaten ganze Arbeit auf dem Neckarvorland geleistet haben. Die hügelige Topografie wurde „relativ gut eingeebnet“, erzählt Edelmann, der die Arbeiten aus seinem fachlichen Blickwinkel genau beobachtete. „Die haben geschafft wie die Brunnenputzer“, zeigte sich Edelmann mit der Arbeitsmoral der Soldaten mehr als zufrieden. Die übergaben letztendlich nach einem achtwöchigen Arbeitseinsatz eine platt gewalzte Fläche, die die Stadt Ladenburg nun zur Festwiese umgestalten sollte.
Doch dieser Schritt war alles andere als einfach, erzählt Edelmann, denn die Oberfläche war „brockelhart“. Die Stadt selbst hatte damals keine geeigneten Geräte, um den Boden wieder etwas aufzulockern damit der Rasensamen eingebracht werden konnten. Die Stadtgärtnerei des Bauhofs war äußerst spärlich ausgestattet. „Als ich als Stadtgärtner im Jahre 1960 im Bauhof anfing, haben wir unser Werkzeug von zuhause mitbringen müssen“, erinnert sich Edelmann an eine schwere Zeit unter dem damaligen Stadtgärtner Leo Jung. Erst als der Bauhof Ende der 60er Jahre in den Zuständigkeitsbereich von Walter Möll kam, wurden städtische Gerätschaften angeschafft.
Über den Zustand des planierten Neckarvorlandes machten sich auch die TSG-Verantwortlichen Sorgen. Zwar wurde das wachsende Unkraut von den städtischen Gärtnern regelmäßig entfernt aber eine ordentliche Rasenfläche brachte man vorerst nicht zustande. Mit Hilfe der Bauern Karl Helmling und Ernst Münz wurde im Herbst 1963 die Fläche mit landwirtschaftlichen Geräten aufgelockert, um endlich die Rasensamen einzubringen.
Die Planungen der TSG 1864, das 100-jährige Jubiläum auf der neuen Neckarwiese zu feiern, wurden allerdings aufgegeben. „Es war uns zu unsicher wie sich die Neckarwiese entwickeln würde“, erzählt Edelmann. Die Festaktivitäten wie das große Turnfest und das Jugend-Zeltlager fanden stattdessen auf dem städtischen Wasserturm-Sportplatz statt, wo auch das Festzelt aufgebaut wurde. „Das Jubiläum ist gut gelaufen“, erinnert sich Edelmann noch heute.
Gut gelaufen ist es auch mit der Entwicklung der Neckarwiese, die für Werner Edelmann eine Herzenssache wurde. Ab 1964 war er für die Pflege der Rasenfläche zustände, was nichts anderes bedeutete als die Wiese regelmäßig zu mähen. Gedüngt wurde die Neckarwiese nicht. Erstens hatte man für die teuren Düngemittel kein Geld in der Stadtkasse und zweitens diente der Neckarschlamm als Dünger, der kostenlos „geliefert“ wurde, wenn der Neckar sein Flussbett verließ. Für den Mähvorgang schaffte der Bauhof sogar einen Sitzrasen-Mäher an. „Ich habe die Neckarwiese mindestens 1.000-mal gemäht“, rechnet Edelmann hoch, der in den 1980er Jahren zum Leiter der Stadtgärtnerei aufstieg. Die Entwicklung „seiner Neckarwiese“ hatte er immer im Auge. Immer wieder wurden Bäume gepflanzt, so dass Schattenplätze entstehen konnten.
Es stellte sich schnell heraus, dass die Ladenburger Neckarwiese ein Treffpunkt für erholungssuchende Menschen aus der gesamten Region werden wird. Es wurde Anfang der 70er Jahre sogar ein Sportplatz gestaltet, auf dem Jugendspiele des FV03 stattfanden. Die Schulen nutzten die Wiese gerne für den Schulsport und die Rasenkraft-Abteilung des ASV Ladenburg erstellte dort ein kleines Sportzentrum mit einem Hammerwurfkäfig.
Die tolle Entwicklung und die Beliebtheit der Neckarwiese konnte der eigentliche „Vater der Neckarwiese“, Heinz Schmitt, nur wenige Monate beobachten. Der SPD-Stadtrat erarbeitete sogar ein Nutzungskonzept aus, das er im November 1966 im Gemeinderat präsentieren sollte. Das Konzept hatte er zuvor mit dem neuen Bürgermeister Reinhold Schulz noch abgesprochen. Doch zu einer Präsentation vor dem Ratsgremium kam es tragischerweise nicht mehr. Schmitt verstarb nämlich kurz vor der Sitzung völlig überraschend im Alter von nur 45 Jahren. „Das war ein schwerer Schicksalsschlag für unsere Familie“, erzählt Reni Schmitt, die den damals zwölfjährigen Johannes und die dreijährige Hildegard alleine großziehen musste. Reni Schmitt wurde übrigens bei der nächsten Gemeinderatswahl selbst mit dem zweitbesten Stimmenergebnis für die SPD in den Gemeinderat gewählt. Natürlich war sie immer traurig, wenn Themen um die Neckarwiese auf der Tagesordnung standen, die ihr Heinz doch so gerne selbst bearbeitet hätte.
Axel Sturm
Fast jede Kommune befasst sich derzeit mit dem Glasfaserausbau. Das ist in Ladenburg nicht anders. „Wir haben uns im letzten halben Jahr intensiv mit dem eigenwirtschaftlichen Ausbau beschäftigt“, verwies Bürgermeister Stefan Schmutz in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf die Gespräche mit zwei potenziellen Anbietern. Mit Unsere Grüne Glasfaser GmbH & CO. KG (UGG) aus Ismaning ist die Verwaltung jetzt zu einer Einigung gekommen. Der Gemeinderat stimmte einer entsprechenden Vereinbarung dann auch einstimmig zu. Das seit 2020 agierende Unternehmen mit dem spanischen Telefónica-Konzern sowie den Allianz-Versicherungen als Kapitalgeber im Rücken hat sich damit gegen die Deutsche Giganetz durchgesetzt. Das Versprechen des Unternehmens: Man baut das gesamte Stadtgebiet aus, und zwar ohne Vorvermarktungsquote. Letzteres ist der Grund, weswegen in anderen Kommunen an der Bergstraße der Ausbau nur in Teilen oder gar nicht realisiert wurde.
Expansionsmanager Jörg Ellerbrock verdeutlichte, dass sich das Unternehmen in seiner Tätigkeit auf den ländlichen Raum konzentriere, also die Gebiete, in denen etwa die Telekom abwinkt.
„Für den Ausbau haben wir 5 Milliarden Euro zur Verfügung“, nannte er die Kapitalsumme, mit der bis 2026 insgesamt 2,2 Mio. Haushalte an das Glasfasernetz angeschlossen werden sollen. Bisher hat UGG laut Ellerbrock 380 Kommunen ausgebaut und darüber 1,2 Mio. Haushalte erreicht, weitere 607.000 seien in der Planung. Auf die lange Bank schieben will man den Ladenburger Ausbau nicht. Nach Unterzeichnung der Erklärung werde man eine maximal sechsmonatige Planungsdauer benötigen, ehe es in die Umsetzung gehen kann, die Ellerbrock auf 24 bis 28 Monate veranschlagte. Verlegt wird in der Altstadt in einer Tiefe, die eine Überdeckung der Leitungen von ca. 45 cm, außerhalb von ca. 50 cm vorsieht. Ausgenommen vom Ausbau sind einzig Gebiete, in denen die Telekom bereits ein Glasfasernetz verlegt hat.
Einen Glasfaseranschluss, der im Übrigen während der Vermarktungsphase kostenlos ist, bekommen aber nur jene Haushalte, die auch einen Vertrag mit einem Anbieter unterzeichnen. Während der Planungsdauer werde UGG in die Vermarktung einsteigen, allerdings ohne eigenen Tarife. Anbieter wäre stattdessen O2. Nicht verwunderlich, da es sich um eine Telefónica-Tocher handelt. Für zwei Jahre wäre man an den Anbieter gebunden, danach verspricht UGG die Öffnung des Netzes. Die vollmundige Ankündigung der freien Wahl des Internetanbieters hat also eine Einschränkung: Wer von Beginn an bei seinem jetzigen Anbieter bleiben möchte, der aber nicht O2 heißt, schaut in die Röhre. Allerdings weckte Ellerbrock Hoffnungen darauf, dass bis zum Beginn des Glasfaserausbaus in Ladenburg noch weitere Anbieter verfügbar sein könnten. „Wir sind in Gesprächen“, konnte der Expansionsmanager aber noch keinen Abschluss vermelden. Er versicherte allerdings, dass es nicht das Bestreben des Unternehmens sei, einzig die Telefónica-Tochter auf dem Netz zu haben.
Was noch gefunden werden muss, ist ein Platz für den Point of Presence, kurz PoP. Von diesem Punkt aus gehen die Kabelleitungen sternförmig in die Stadt hinein. Die Größe des dafür vorgesehenen Gebäudes ist laut Ellerbrock die einer Garage.
Dass Glasfasernetz kommen muss, daran ließ Ellerbrock keinen Zweifel. „Es ist schneller und stabiler“, verwies er auf den Anschluss der einzelnen Einheiten. Zudem sei es noch ein Standortvorteil. „Kein Gewerbe wird sich dort ansiedeln, wo kein Glasfasernetz besteht“, war er sich sicher. Zuvor hatte schon Stefan Schmutz die Notwendigkeit des Ausbaus bekräftigt. „Wir sehen darin die Zukunftstechnologie, auf die jeder angewiesen sein wird“, so der Bürgermeister angesichts stetig steigender Datenübermittlung. Mit der alten Infrastruktur, so der Bürgermeister, stoße man dabei spätestens in einigen Jahren an Grenzen.
Christina Schäfer
Am vergangenen Mittwoch, kurz nach 19 Uhr, nahm der neu gewählte Gemeinderat mit einer konstituierenden Sitzung seine Arbeit auf. Und es sollte eine lange Sitzung werden, in der das Gremium bereits die ersten Entscheidungen zu treffen hatte.
Bevor es in die Debatten ging, hieß Stefan Schmutz die Stadträtinnen und Stadträte und dabei insbesondere die neu gewählten willkommen. Dass die Arbeit nicht nur Vergnügen sein würde, daran ließ Schmutz von Beginn an keinen Zweifel aufkommen. „Die Mitgliedschaft ist zeitintensiv und vielfältig. Sie stehen in der Öffentlichkeit und sind Vorbild“, umriss er das, was auf das neue Gremium zukommt. Dazu auch die Verantwortung: Man setze im Haushalt Schwerpunkte und mit der Debattenkultur in Rat und Ausschüssen beeinflussten die Mitglieder die Wahrnehmung des Gremiums wie auch die Stimmung in der Bevölkerung, so Schmutz. Für ihn waren Stadtverwaltung und Gemeinderat zwei Seiten der gleichen Medaille: „Im Mittelpunkt jeder Entscheidung steht stets das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerschaft.“ Um sich auf eine gemeinsame Sichtweise bei zentralen Themen der Stadtentwicklung zu verständigen, sei Kompromissfähigkeit genauso wichtig wie das Vertrauen in die Stadtverwaltung, die getroffenen Entscheidungen umsetzen zu können, beschwor der Bürgermeister einen gewissen Konsens. „Lassen Sie uns die kommenden fünf Jahre gemeinsam nutzen, um die Zukunft Ladenburgs zu gestalten, denn genau das erwarten die Bürgerinnen und Bürger“, forderte Schmutz die Stadträte vor der dann folgenden Verpflichtung auf.
Ämterverteilung
Die erste Entscheidung, die der Gemeinderat dann in geheimer Wahl zu treffen hatte, war die Besetzung der Bürgermeisterstellvertretung. Das Amt des ersten Stellvertreters wird weiterhin Günter Bläß (CDU) bekleiden, zweite Stellvertreterin ist Iris Lipowsky-Overduin (Grüne) und dritte im Bunde Uta Blänsdorf-Zahner (SPD).
Mit der neuen Zusammensetzung des Gemeinderats änderten sich auch die Rollen in den Fraktionen und Gruppierungen hinsichtlich der Sprecher. Das Amt übernimmt bei der CDU Sophian Habel, bei den Grünen bleibt Max Keller am Ruder. Nach dem Ausscheiden von Steffen Salinger folgte bei der SPD Angelika Gelle als Fraktionsvorsitzende. Die Gruppe der FDP führt Ernst Peters als Sprecher an, Thomas Lohmann übernimmt das Amt bei den Bürgern für Ladenburg (BFL).
Das Ergebnis der Wahl verbunden mit dem Rückzug verschiedener Stadträte wie auch der Fraktion der Freien Wähler hatte Auswirkungen auf die Zusammensetzung des regelmäßig tagenden Technischen Ausschusses. Hier wird die CDU vertreten von Tillmann Jahn, Louis Schuhmann und Christian Vögele. Für die Grünen gehören Max Keller, Iris Lipowski-Overduin und Jennifer Zimmermann dem Ausschuss an, die SPD schickte Markus Bündig, Bernd Garbaczok und Angelika Gelle in die Reihen. Ernst Peters (FDP) und Thomas Lohmann (BFD) vertreten die beiden Gruppen des Gemeinderats. Die Wahlen dieser wie auch aller weiteren Besetzungen verlief einstimmig.
Ende nach drei Stunden
Das war insgesamt der Tenor der Sitzung: Einstimmig ging es zu bei Entscheidungen zu, harmonisch in den einzelnen Themen, bei denen schon etliche neue Stimmen für ihre jeweilige Fraktion oder Gruppe sprachen. Es war das Warmlaufen für die kommenden fünf Jahre, das nach genau drei Stunden um 22:05 Uhr beendet war.
Christina Schäfer
Heute wurde eine Sitzbank gegen den Rassismus vor dem Rathaus eingeweiht. Bürgermeister Schmutz hielt dazu diese Rede:
Wir präsentieren heute eine Bank mit Botschaft vor dem Eingang zum Rathaus:
Ladenburg steht für Vielfalt – kein Platz für Rassismus.
Es ist eine einfache, eine klare Botschaft, die eigentlich selbstverständlich ist. Eigentlich deshalb, weil es politische Strömungen in unserem Land gibt, denen diese Selbstverständlichkeit missfällt und die unsere freiheitliche Demokratie missbrauchen, um demokratische Grundsätze zu relativieren und abzuschaffen. Diesen Bestrebungen stellen wir uns als Stadtverwaltung entgegen und dies soll diese Bank sichtbar zum Ausdruck bringen.
Der Ort ist bewusst gewählt, er steht am Aufgang zum Rathaus, die Sitzgelegenheit ist von der Hauptstraße aus gut einsehbar und der Ort als Sitzplatz hat bereits Tradition. Eine direkte Sichtbeziehung aus dem Amtszimmer ist ebenfalls gegeben.
Als Stadtverwaltung sind wir dem Gleichbehandlungsgrundsatz verpflichtet. Jeder Mensch hat die gleichen Rechte, eine Kategorisierung in bessere und schlechtere Menschen lehnen wir entschieden ab. In Ladenburg leben Menschen aus über 90 Ländern.
Dies gilt nicht minder für die Stadtverwaltung als Arbeitgeber. Wir beschäftigen 250 Mitarbeitende, deren familiären Wurzeln sich in über 24 unterschiedlichen Ländern befinden.
Wir verstehen gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt als Bereicherung und Basis für ein gelingendes Zusammenspiel zum Wohle der Stadt.
In diesem Sinne eint uns als Stadtverwaltung die einfache Botschaft dieser Bank und stärkt den Zusammenhalt.
Mein Dank gilt Fred Hammerschlag für die Aufbereitung und Farbgebung sowie unserem Bauhof der die Bank aufgestellt hat.
Zugleich freue ich mich, dass das Bündnis für Demokratie und gegen Ausgrenzung diese Aktion unterstützt und zugleich mit der Ladenburger Erklärung verstärkt, der sich in den letzten Wochen zahlreiche weitere Vereine und Initiativen angeschlossen haben.
Gute Stimmung beim Sommerfest der Ladenburger Genossen / Der Ortsverein war erstmals im Pumpwerk beim ASV Ladenburg zu Gast
Die legendäre Aussage des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt zum Mauerfall am 9. November 1989, „Es wächst zusammen, was zusammengehört“, hat auch dem heutigen SPD-Ortsvereinsvorsitzenden Markus Bündig imponiert. Er wandelte das Brandt-Zitat beim Sommerfest allerdings ein wenig ab, um damit seine Zufriedenheit über die Entwicklung im Ortsverein auszudrücken.
„Auch im Ortsverein ist in den letzten Monaten etwas zusammengewachsen, das mich hoffnungsfroh stimmt“, sagte Bündig, der nach seiner Wahl zum Vorsitzenden im Jahre 2021 den Generationenwechsel bei den Ladenburger Genossen eingeleitet hat. Er schaffte es eine attraktive Gemeinderatskandidatenliste zu erstellen, so dass die SPD ihre fünf Sitze am Ratstisch wenigstens halten konnte. „Der angestrebte sechste Gemeinderatssitz wurde leider ganz knapp verpasst“, sagte Bündig, der selbst in das Gremium gewählt wurde, in seiner Begrüßungsrede. Was aber genauso wichtig wäre ist „das Zusammenbleiben“, meinte der selbstständige Unternehmer, der einen Landschaftspflegebetrieb hat. Er ist optimistisch, dass der Zusammenhalt der Listen-Kandidaten/innen bestehen bleibt. Mit den Kandidatinnen Doris Vassiliou und Jule Walz sowie dem neuen Pressewart Klaus Fuchs wurden jüngst drei junge Listenkandidaten in die Vorstandschaft des Ortsvereins gewählt. Diese Entwicklung freut natürlich auch Bündigs Amtsvorgänger, Gerhard Kleinböck, der feststellte, dass sein Nachfolger viele Dinge angestoßen hat und die ein oder andere Klippe vorausschauend umschifft hat. „Gratulation – unser Ortsverein lebt und wir sind auf einem guten Weg“, meinte Kleinböck, der zuversichtlich ist, dass sich die allgemeine Stimmung in der Parteienlandschaft wieder zu Gunsten der SPD drehen kann. „Die Sozialdemokratie wird gebraucht – gerade jetzt“, waren sich Bündig und Kleinböck einig.
Bündig dankte beim Sommerfest auch seiner Stellvertreterin Barbara Scholz, die gerade im Wahlkampf „großen Einsatz“ gezeigt habe. „Ihr Erfahrungsschatz hat uns viel geholfen“, meinte Bündig, der froh ist, dass in der neuen Vorstandschaft das Alters-Mischungsverhältnis stimmt. „Es hat Spaß gemacht mit dir zusammenzuarbeiten“, meinte Bündig, der danach zusammen mit Scholz die Ehrungen langjähriger Mitglieder vornahm. Von den elf zu Ehrenden waren allerdings nur drei persönlich anwesend in der neuen „Location“ am Pumpwerk, wo der ASV Ladenburg sein Domizil hat. Der ASV Vereinsvorsitzende Joachim Loose hieß hier „seine Genossen“ herzlich willkommen.
Für die SPD und den FFL Engagement gezeigt
Applaus für ihren gesellschaftlichen Einsatz – nicht nur bei den Sozialdemokraten – erhielt Ex-Stadträtin Carola Sturm, die vor 35 Jahren in die Partei eintrat. Sie ist Gründungsmitglied des Freibad-Förderverein FFL, dem sie 16 Jahre als 1. Vorsitzende vorstand.
Über den Applaus der rund 40 anwesenden Mitgliedern durften sich auch die passiven Mitglieder Jan Voermann und Olaf Müller freuen. „Wenn ihr gebraucht werdet, können wir uns auf euch verlassen“, dankte Bündig für die Unterstützung.
In Abwesenheit wurden außerdem geehrt: Hanns Buchta, Ursula Abbate (25 Jahre Mitglied) Barbara Richter, Susanne Beier (35 Jahre Mitglied), Hans Göttlicher, Gerhard Kasimir, Gisela Grollmann und Gerd Kinzig (50 Jahre Mitglied).
Beifall gab es aber auch für den Chef der Grill-Station, Johannes Zech. Und natürlich wurden auch die deutschen Elitekicker bei ihrem Spiel gegen Dänemark beim Public-Viewing unterstützt. Dass der Norddeutsche Jan Voermann von der Küste den dänischen Kickern die Daumen drückte, nahm ihm natürlich keiner übel. „Wir sind tolerant und respektieren andere Meinungen“, lachte der Fußball-Experte Markus Bündig, der in „seiner Jugend“, ebenso wie der anwesende SPD-Stadtrat und FC-Kölle-Fan Bernd Garbaczok beim FV03 dem runden Leder hinterherjagte. „Das ist aber lange her“, frotzelten die Stadträtinnen Angelika Gelle und Uta Blänsdorf-Zahner, die in der neuen Gemeinderatsperiode „Ausdauer“ zeigen wollen, um die SPD-Anliegen für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung am Ratstisch zu vertreten.
Axel Sturm
Er war 30 Jahre als ehrenamtlicher Arbeitsrichter tätig
Am vergangenen Montag wurde im Hause Rittlinger nicht gekämpft, sondern der 80. Geburtstag des Kämpfers für die Einhaltung der Arbeitnehmerrechte gefeiert. Der stadtbekannte Funktionär und hauptberufliche Gewerkschaftssekretär durfte zahlreiche Glückwünsche zu seinem Jubeltag entgegennehmen und es freute ihn besonders, dass auch die ein oder andere Person gratulierte, der Rittlinger „aus der Patsche“ helfen konnte.
Wenn Menschen als „streitbar“ eingestuft werden, dann zählt der Ur-Ladenburger sicherlich dazu. Denn wenn es um die Bewahrung der Arbeitnehmerrechte und den Einsatz für Gerechtigkeit sowie die Hilfe für Schwächere ging, konnte Rittlinger in der Tat heftig streiten. „Mir ging es in den Arbeitskämpfen immer darum, das Beste herauszuholen für die Arbeitnehmer, die vor der Entlassung standen“, meinte der Gewerkschaftler.
Als er seine Lehre als Seiler bei der Mannheimer Firma Seil-Wolf absolvierte, engagierte er sich schon früh für die Rechte seiner Kollegen/innen. Das Betriebsverfassungsgesetz kannte der junge Mann aus dem Effeff. Auch als Seilmacher von Drahtseilen war der Ladenburger geschätzt, der an seiner Aufgabe viel Freude hatte. So fertigte er beispielsweise die 16 km-langen Seile für die Industrieseil-Bahn des Leimener Zementwerks an. Als Betriebsratsvorsitzender von Seil-Wolf hätte er sich freistellenlassen können – aber das wollte Rittlinger nie, denn der direkte Kontakt zum Kollegium war ihm wichtig.
Gewerkschaftsfunktionäre wie Herbert Lucy und Karl Feuerstein vom Benz in Mannheim erkannten das Talent von Rittlinger früh. Sie rieten dem durchsetzungsstarken jungen Mann eine weitere Ausbildung zum Gewerkschaftssekretär zu machen, um hauptamtlich für den DGB arbeiten zu können. Diesen Schritt hat Rittlinger nie bereut, der die IG-Metall-Geschäftsstelle in Mannheim 30 Jahre leitete. Er war unter anderem auch für die Betreuung der Ladenburger Betriebe verantwortlich und zwar in einer Zeit als es in der Stadt noch über 7.000 Arbeitsplätze in der Metallbranche gab. Er erinnert sich mit Wehmut, wie die Feuerlöscher-Firma regelrecht „platt gemacht“ wurde. Lukrative Firmenbereiche wurden in den 80er Jahren nach Köln verlegt. „Mit ihren Entscheidungen hat die Geschäftsleitung Millionen in den Sand gesetzt“, ärgert sich der Gewerkschaftssekretär noch heute. Die Folgen der Management-Misswirtschaft hatten 800 Arbeitnehmer auszubaden, für die Rittlinger wenigstens einen anständigen Sozialplan durchbringen konnte. Auch das Auf und Ab im ABB-Konzern erlebte Rittlinger mit. In Ladenburg war die Sparte Gebäude-Technik betroffen, die Schritt für Schritt abgebaut wurde. Als Arbeitnehmervertreter saß Rittlinger sogar im Aufsichtsrat, wo er die ein oder andere Aufsichtsratssitzung leitete.
Seine Erfahrung und seine Kenntnisse auf dem Gebiet des Arbeitsrechts verhalfen ihm zu einer neuen interessanten Aufgabe. Rittlinger wurde zum ehrenamtlichen Arbeitsrichter berufen, wo er sogar am Landesarbeitsgericht in Mannheim tätig war.
Auch in Ladenburg hat Rittlinger Spuren hinterlassen. Er war einige Jahre stellv. LSV-Vorsitzender und Abteilungsleiter der LSV-Fußballer, die in der Landesliga eine gute Rolle spielten. Rittlinger hatte die Idee, nach dem Grünprojekt 2005 das Ballon-Festival unter der Leitung der LSV-Fußballer weiter fortzuführen. Das finanzielle Risiko wurde dem Verein jedoch zu groß, so dass das Festival auf der Neckarwiese nach drei Jahren eingestellt werden musste.
„Sein Verein des Herzens“ ist und bleibt aber der ASV Ladenburg. Für den ASV stand Rittlinger auf der Ringermatte und war aktiver Gewichtheber. Mit Tauzieh-Sportlern wie Schorsch Salvenmoser, Fritz Sauer, Dieter Gärtner oder Ede Rothenbach gewann er in den 1960er Jahren den 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften. Die Freundschaftspflege zu den alten Sportkameraden ist ihm heute noch wichtig.
Heute hält sich der Jubilar mit dem Tennisspiel fit. Die Familie gibt ihm Erfüllung. Seine Frau Anni teilte mit ihm ein Leben lang den Einsatz für die Arbeitnehmerrechte. Die Betriebsrätin bei der Mannheimer Eichbaum erhielt für ihr Engagement sogar die Hans-Böckler-Medaille des DGB, was der Jubilar mit Stolz erwähnte. Stolz ist Rittlinger auch auf die Entwicklung seiner beiden Söhne Christian und Alex, die sich wie ihr Vater, ehrenamtlich in der Stadt einbringen. Auch die drei Enkel halten den Opa auf Trab, der sich über die Leichtathletik-Erfolge des 13jährigen Max freuen darf, der bei der MTG Mannheim aktiv ist.
Axel Sturm
Bei der CDU wurde im Römerstadion ausgiebig gefeiert – Die SPD hat ihren Fraktionssprecher verloren – Katerstimmung bei den Grünen
Die Kandidaten/innen der Grünen trafen im Vorfeld eine gute Entscheidung, sich mit ihren Anhängern nicht direkt nach der Auszählung der Kommunalwahl zu treffen. Das schlechte Wahlergebnis konnten die Grünen erst einmal sacken lassen, das am Dienstagabend im Römerstadion analysiert wurde. „Leider haben wir einen um zwei Prozent geringeren Stimmenanteil und in der Konsequenz einen Sitz weniger im Rat – dies ist nicht das Ergebnis, das wir angestrebt haben“, brachte es Jürgen Frank, vom Ortsvorstand der Grünen, auf den Punkt.
Die Enttäuschung war auch deswegen so groß, weil „in den vergangenen Jahren unsere Grüne Fraktion im Gemeinderat eine phantastische Arbeit geleistet hat“, meinte Frank, dass sich die Fraktionsmitglieder immer vom Gedanken der Nachhaltigkeit leiten ließen. „Es ist sehr schade, dass diese Arbeit und unsere Liste mit einem guten Mix an Kandidierenden nicht stärker überzeugen konnte“, meint Frank, der davon überzeugt ist, dass die Gemeinderatswahl von der negativen Stimmung gegenüber den Grünen auf Bundesebene beeinflusst wurde. Es sei eben viel einfacher, simple Erklärungen und vorgebliche Lösungen zu favorisieren, statt mühsame, aber nachhaltige Wege zu gehen, sagte Frank der LAZ, der ankündigte, dass die fünfköpfige Grünen-Fraktion weiter für ehrliche Lösungen stehen wird. Er geht davon aus, dass der kooperative Arbeitsstil fortgesetzt wird, den die Grünen in der letzten Wahlperiode schon vielfach vorgelebt haben. Die Stimmung bei der Wahlparty wurde natürlich auch wegen der Abwahl von Hanne Zuber getrübt, der die Fraktionsmitglieder für ihren engagierten Einsatz dankten.
Die Stimmung bei den Sozialdemokraten, die sich am Montagabend im Lokal Hirsch trafen, war ebenfalls getrübt. Es schmerzt, dass der bisherige Fraktionssprecher Steffen Salinger den Einzug in das neue Ratsgremium nicht mehr schaffte. Auch das Ziel, einen Sitz hinzuzugewinnen, wurde von der SPD nicht erreicht. „Es fehlten leider nur wenige Stimmen, sonst hätten wir einen zusätzlichen Sitz gewonnen“, ärgerte sich der Ortsvereinsvorsitzende Markus Bündig ein wenig, weil es letztendlich so knapp war. Er selbst schaffte als „Neuling“ den Sprung an den Ratstisch. Angesichts des bundespolitischen Gegenwinds könne man in Ladenburg mit dem SPD-Ergebnis zufrieden sein, meinte Bündig, der sich vom Rechtsruck bei der Europawahl entsetzt zeigte. Er ist froh, dass in Ladenburg die AfD bei den Kommunalwahlen nicht angetreten ist und es sei kein Trost, dass die AfD bei den Europawahlen in Ladenburg unter der 10 %-Marke geblieben ist. Wie die SPD-Fraktion mit den zwei Mandatsträgern der Bürger für Ladenburg (BfL) umgehen wird, bleibe abzuwarten. Wenn sich die aus dem Kreis der Montagsspaziergänger und Verschwörungstheoretiker gegründete Vereinigung an die demokratischen Spielregeln halten würde, gäbe es für eine Ausgrenzung am Ratstisch keinen Grund, meinte Bündig, der auf den Stil der Mitarbeit der BfL selbst gespannt ist.
Beste Stimmung bei der CDU
Ausgelassen gefeiert wurde bei der Wahlparty der CDU am Montagabend im Gasthaus Römerstadion. „Die CDU ist wieder da“, rief der Stimmenkönig Sophian Habel in die Runde, der den Hinzugewinn von zwei Sitzen als „grandios“ bezeichnete. Dass er das Wort als Erstes vor den begeisterten Christdemokraten ergriff, ist wohl ein Wink, dass Habel der neue Fraktionssprecher werden könnte. Mit am Ratstisch sitzt auch der Stadtverbandsvorsitzende Tillmann Jahn, der von einem großen Tag für die Ladenburger CDU sprach. „Ich bin unheimlich stolz, was unser Team geschafft hat“, blickte Jahn auf „einen tollen Wahlkampf“ zurück. Die CDU habe mit Abstand die meisten Wählerstimmen geholt und mit Sophian Habel und Louis Schuhmann sind die zwei jüngsten Ratsmitglieder in den Reihen der CDU“, sagte Jahn, der den Youngsters zu „phantastischen Stimmenergebnissen“ gratulierte. Was an diesem ausgelassenen Wahlabend Jahn aber schmerzte, war die Tatsache, dass in der achtköpfigen CDU-Fraktion keine einzige Frau vertreten sein wird. „Dieser Umstand ist sehr unerfreulich“, meinte der 53-jährige Chirurg und geschäftsführende Oberarzt am Karlsruher Vincentius Klinikum, der nach seiner Wahl in den Gemeinderat wohl nun auch weniger Zeit für seine vier Kinder haben wird. Auch Jahn ist gespannt, wie sich die beiden BfL-Vertreter am Ratstisch verhalten werden. „Da bin ich neugierig und ganz entspannt“, meinte Jahn, der mit allen Ratsmitgliedern einen fairen Umgang anstrebt.
Im privaten Rahmen im „Hause Peters“ feierten die Freien Demokraten ihren Wahlerfolg. „Wir wollten bei der Kommunalwahl zulegen und haben unser Ziel erreicht“, sagte Ernst Peters auf Anfrage, dass im Vergleich zur letzten Kommunalwahl ein Stimmenplus von 26 % erzielt werden konnte. „Mit fast 8 % der Stimmen sind wir mit der FDP in Ladenburg deutlich besser als bei Europa und im Bund“, denkt Peters, dass die FDP durch die bisherige Arbeit im Gemeinderat mehr Bürgerinnen und Bürger überzeugen konnte. Dies ist für Peters und Riemenschneider Ansporn genug, sich auch zukünftig engagiert einzusetzen.
Die Einschätzung der Bürger für Ladenburg liegt nicht vor. Die Anfrage der LAZ wurde bis zum Redaktionsschluss nicht beantwortet.
Axel Sturm
Ladenburg hält zusammen, wenn es um die Festigung der Demokratie geht / Ein Wahlkampf-Resümee vor der Kommunalwahl am Sonntag
Schon vor der ersten Stimmenauszählung für die Kommunalwahl steht fest: Ladenburg ist ein Wahl-Gewinner. Es ist nämlich ein Segen, dass die rechtspopulistische Alternative für Deutschland (AfD), die natürlich keine (Wahl-)Alternative ist, erst gar nicht auf dem Ladenburger Stimmzettel zur Kommunalwahl steht. Dieser erfreuliche Umstand ist übrigens kein Glück, sondern die Ladenburger Methode. Die demokratischen Kräfte in Ladenburg erhoben besonders laut ihre Stimmen, als die vom Verfassungsschutz beobachtete Hetzer-Partei mit ihren menschenverachtenden Ankündigungen die Demokratie in Frage stellte.
AfD-Parolen wollen die aufrechten Bürgerinnen und Bürger in Ladenburg nicht hören. Das wissen auch die AfD-Funktionäre, die schon mehrfach erfahren haben, dass rechtsradikale Kräfte hier die rote Karte sehen.
Es hat sich gezeigt, dass die Ladenburger Begriffe wie Vielfalt, Zusammenhalt, Respekt und Eintreten für demokratische Regeln sehr ernst nehmen. 1.500 Menschen gingen im Frühjahr auf die Straße um gegen die Demokratiefeinde zu demonstrieren und erst kürzlich wurde von allen Parteien, die sich für die 22 Gemeinderatsmandate bewerben, die Ladenburger Erklärung zur Einhaltung von Respekt und der verbrieften Menschenrechte unterschrieben. Lediglich die neue Vereinigung „Bürger für Ladenburg“ war abwesend. Die Sympathisanten der BfL ziehen es stattdessen vor, bei ihren Montags-Spaziergängen, die immer noch stattfinden, für ihre skurrilen Ansichten auf die Straße zu gehen. Die AfD hat in Ladenburg keine Liste aufgestellt. Dies ist gut so.
Kein AfD-Bewerber wollte sich in Ladenburg outen. Klar ist aber ebenso, dass es auch hier Wählerinnen und Wähler gibt, die der AfD ihre Stimme geben würden, was sich bei der Europawahl und Kreistagswahl zeigen wird. Eine AfD-freie-Zone ist nämlich auch Ladenburg nicht – auch wenn sich dies alle demokratischen Kräfte, die in unserer Stadt Verantwortung übernehmen wollen, wünschen würden.
Der Wahlkampf in der Römerstadt hat gezeigt, dass die „Vernünftigen“ zusammenhalten, wenn es darauf ankommt. An anderen Orten wurden im Wahlkampf die Bewerberinnen und Bewerber angepöbelt und sogar tätlich angegriffen. In Ladenburg war die Stimmung friedlich und alle demokratischen Vertreter gingen fair und respektvoll miteinander um. Wahlplakate-Zerstörungen in Ladenburg? Verbale oder gar tätliche Angriffe in Richtung des politischen Gegners in Ladenburg? Missachtung der vereinbarten Regeln in Ladenburg? Alle Fragen können mit einem Nein beantwortet werden und diese Tatsache ist wohl einer der erfreulichsten Aspekte.
Video gedreht für gemeinsamen Wahlaufruf
Eine klare Botschaft zur Bekennung der Demokratie war auch der gemeinsame Aufruf der Grünen, der CDU, der SPD und FDP, am Sonntag zur Wahl zu gehen. Am Wasserturm wurde gemeinsam ein Video gedreht, das in das Netz eingestellt wurde. (Video ist auf den Internetseiten der Ladenburger Ortsvereine zu finden). Das anschließende Gruppenfoto dokumentiert, dass sich die verantwortungsbewussten Bewerberinnen und Bewerber einig sind, dass in Ladenburg kein Platz für Demokratiefeinde, Verschwörungstheoretiker oder Querdenker ist.
Parolen aus der untersten Schublade
Die etablierten Parteien haben zahlreiche informative Veranstaltungen angeboten, die erfreulicherweise nicht nur von den „üblichen Verdächtigen“ besucht wurden. Der CDU-Rundgang zu den Holzbetrieben, der Stadtgrün-Rundgang der Grünen, der Grundsteuerinformationstreff der SPD oder der Digitalisierungsvortrag der FDP – alle Veranstaltungen waren informativ, sodass die Gäste schlauer den Heimweg antreten konnten.
Der optische Auftritt der etablierten Gemeinderatsparteien sowie der Auftritt im Netz ist erfrischend. Es war gut, dass die Parteien beim Thema Wählerinformation neue Wege gingen und die „alten Pfade“ verlassen wurden. Die Wählerinnen und Wähler wollen wissen, wem sie ihre Stimme geben und daher waren Gespräche und persönliche Begegnungen mit den Kandidatinnen und Kandidaten für „das Wahlvolk“ bei dieser Wahl von besonderer Bedeutung. Ob sich die CDU einen Gefallen getan hat, bei der städtischen Kulturveranstaltung „Sundowner“ auf der Festwiese einen Wahlstand aufzubauen, müssen die Christdemokraten selbst beantworten – aber dieser kleine Zwischenfall ist nur eine kleine Randnotiz.
Ach ja – auf den offiziellen Plakatwänden in der Stadt wirbt auch eine neu gegründete Vereinigung mit dem Slogan „Lösungen statt Losungen – Bürger für Ladenburg“ um Wählerstimmen. Diese Aussage kann man in die Kategorie „unterste Schublade“ ablegen. Ein Wahlprogramm hat die Vereinigung bewusst nicht aufgelegt und es spricht Bände, wenn die BfL mehr Bürgerbeteiligung einfordern, aber es selbst nicht schaffen, auch nur eine einzige Wahlveranstaltung zu organisieren. Stattdessen wirbt man mit geradezu lächerlichen Ideen, wie die, nichtöffentlichen Sitzungen in den Gremien abzuschaffen. Die Steuersachen von Ladenburger Unternehmen, sensible Grundstücksangelegenheiten oder persönliche Anliegen von Firmen oder aus der Bürgerschaft sollen nach dem Willen der Bürger für Ladenburg alle öffentlich behandelt werden. Mehr kann sich eine Vereinigung, die an den Ratstisch will, nicht bloßstellen. Die BfL-Inkompetenz ist offensichtlich.
Zu wünschen ist es, dass sich Ladenburg erneut im Spitzenfeld bei der Wahlbeteiligung im Rhein-Neckar-Kreis etablieren wird. Zudem sollte ein geschichtlicher Blick in die Vergangenheit nicht vergessen werden. Es ist noch nicht allzu lange her, dass mutige Menschen von den NS-Faschisten wegen ihres Kampfes für die Freiheit ermordet wurden. In der NS-Zeit wurden Menschen eingesperrt, weil sie sich für freie Wahlen einsetzten – auch in Ladenburg. Diese mutigen Menschen haben es verdient, dass die Wählerinnen und Wähler – gerade jetzt – bei den Kommunalwahlen und Europawahlen an die Wahlurnen strömen, um mit der Wahl von demokratischen Parteien unsere Demokratie zu festigen.
Axel Sturm
Der SPD-Ortsverband kritisiert die fehlenden sozialen Aspekte des neuen Grundsteuergesetzes / Wird der Hebesatz in Ladenburg erhöht?
Politische Veranstaltungen mit ernsten Themen müssen nicht immer im „Kämmerlein“ stattfinden. Das Format, das der SPD-Ortsverein wählte, um über das Thema der neuen Grundsteuerberechnung zu informieren, war nämlich luftig und „dufte“. Die interessierten Grundstücksbesitzer nahmen nämlich unter den Arkaden des Alten Rathauses Platz, wo vom Gastgeber köstlich duftende (und schmeckende) Pizzen serviert wurden, bevor das eher trockene Thema Grundsteuerreform vom Ex-Landtagsabgeordneten und Stadtrat Gerhard Kleinböck präsentiert wurde. Es herrsche überall große Unsicherheit bei den Haus- und Grundstücksbesitzern – aber die Unsicherheit ist in „the Länd“ besonders groß. Wie wird die neue Grundsteuer berechnet? Wird der eigene Geldbeutel stärker belastet? Wann tritt die neue Reform in Ladenburg in Kraft? Diese Fragen beschäftigt viele Haus- und Grundstücksbesitzer, die auch die gewählten SPD-Ratsmitglieder immer wieder gestellt bekommen. „Der neue Gemeinderat muss sich zeitnah damit beschäftigen, ob und wie der Hebesatz für 2025 verändert werden soll“, erklärte Kleinböck, dass es augenblicklich in Ladenburg nicht möglich ist, genaue Zahlen zu errechnen, was auf die Betroffenen zukünftig zukommen wird. In der Vergangenheit gab es in Ladenburg keine Veränderungen bei den Hebesätzen, die eine wichtige Berechnungszahl ist, um die Steuerlast für Grundstücke zu ermitteln. In Ladenburg sind dies 340 Prozentpunkte und es ist erfreulich für die Eigentümer, dass sich der Hebesatz hier seit Jahren auf dem gleichen Niveau befindet.
Kleinböck erläuterte zu Beginn seines Vortrags, dass das Bundesverfassungsgericht die bestehenden Einheitswerte als Basis der Berechnung für die Grundsteuer als verfassungswidrig erklärte und dem Bund eine Reform der Grundsteuer auferlegte. Bund und Ländern wurde dafür Zeit bis zum 1.1.2025 gegeben.
„Der Bund hat darauf eine Reform erarbeitet. Der Einheitswert wurde modifiziert, der in Kombination mit der Grundstücksgröße zu mehr Gerechtigkeit führen sollte“, erläuterte Kleinböck. Aufgrund der kontroversen Debatte im Bundesrat wurde eine sogenannte Öffnungsklausel vereinbart, die den Ländern ermöglicht, ein eigenes Landesgrundsteuergesetz zu verabschieden.
Die Grün-Schwarze Landesregierung habe diese Möglichkeit genutzt und letztendlich ein eigenes Landesgrundsteuergesetz gegen die Stimmen der Opposition verabschiedet. Kleinböck erklärte, dass es ungerecht ist, allein die Grundstücksgröße und der daraus ermittelte Wert des Grundstücks als Berechnungsgrundlage heranzuziehen. „Für die Landesregierung spielt es keine Rolle, ob auf dem Grundstück ein Luxusbungalow, ein Mehrfamilienhaus oder Omas kleines Häuschen steht“, kritisiert Kleinböck. Alle anderen Länder berücksichtigen in ihrem Gesetz die Wohnfläche. Je mehr Wohnfläche, desto höher muss die Grundsteuer ausfallen. Eine Ausnahme mache nur Baden-Württemberg. Hier wird nämlich nur die Fläche des Grundstücks gerechnet.
Nicht nur die Opposition kritisierte das Gesetz. Auch der Bund der Steuerzahler, der Verband Haus&Grund und der Wohneigentum-Verband Baden-Württemberg gingen mit Musterklagen gegen das Gesetz vor. Die Entscheidungen der Gerichte stehen derzeit noch aus. Unabhängig davon wurden die Finanzämter beauftragt, das Gesetz umzusetzen und die entsprechenden Daten von den Grundstückseigentümern zu erheben.
Die aktuelle Situation
Eine Änderung im Landesgrundsteuergesetz hat den Kommunen die Einführung einer Grundsteuer „C“ für unbebaute Grundstücke ermöglicht. Bereits jetzt wird die Grundsteuer A für die Landwirtschaft und die Grundsteuer B für die Privatbesitzer erhoben. Im Ladenburger Etat 2024 stehen auf der Einnahmeseite 60.000 Euro für die Grundsteuer A und 1,8 Mio. Euro für die Grundsteuer B.
Bei der Berechnung des Grundstückswertes werden in Ladenburg die Angaben des Gutachterausschusses herangezogen, die für die jeweiligen Gebiete unterschiedlich sind. Aus dem Grundwert wird mittels der Steuermesszahl der Steuermessbetrag errechnet, der dann mit dem Hebesatz (340 % in Ladenburg) multipliziert wird.
Experten gehen davon aus, dass die Grundsteuer deutschlandweit um 10-20 % steigen wird. Diese Einschätzungen machen auch der Ladenburger SPD Sorgen. „Die Erhöhung der Wohnkosten wird wohl die Folge des unausgegorenen Landesgesetzes sein“, brachte es Gerhard Kleinböck abschließend auf den Punkt. Trotz der schlechten Nachrichten für die Grundstückseigentümer und Mieter war die Stimmung unter den Arkaden des Alten Rathauses gut.
Der Appetit verging den Gästen jedenfalls nicht. „Gibt es noch einen Nachschlag – die Pizza schmeckt echt lecker“, meinten Gaby Ensink und Uschi Haverkate, die ein Reihenhaus in der Weststadt besitzen. An die Erhöhung der Grundsteuer wollten sie im geselligen Teil der SPD-Veranstaltung aber nicht denken.
Axel Sturm
In Ladenburg stehen zwar nicht viele, aber dafür sehr kompetente U30-Gemeinderatskandidaten/innen auf der Wahlliste
Ein Stadtrat-Mandat zu gewinnen ist wohl das Ziel, das die meisten Listenbewerber/innen anstreben, nachdem sie sich entschlossen haben, Teil der jeweiligen Kandidatenliste zu sein. In Ladenburg bewerben sich insgesamt 88 Kandidaten/innen auf fünf Listen für die 22 Plätze am Ratstisch. Das heißt konkret, nur jeder vierte Bewerber wird nach dem 9. Juni am Ratstisch sitzen, um an der Gestaltung Ladenburgs mitwirken zu können.
Der Anteil junger Bewerber ist in Ladenburg sicherlich stark verbesserungswürdig, denn mit Louis Schuhmann, Sophian Habel (beide CDU), Jule Walz und Natalia Ries (beide SPD) sowie Lena Struve (Grüne) stehen lediglich fünf Bewerber auf den Listen, die das 30. Lebensjahr noch nicht vollendet haben.
Die LAZ fragte nach, welche Ziele die U30-Bewerber/innen verfolgen und wie sie sich die Arbeit am Ratstisch vorstellen.
LAZ: Nur fünf Bewerber/innen haben das 30. Lebensjahr noch nicht erreicht. Was sagt diese Zahl für Dich aus?
Sophian Habel (27 Jahre):
Wir haben es offensichtlich noch nicht geschafft, junge Menschen für die Kommunalpolitik zu begeistern. Manche haben wohl das Gefühl, nicht ausreichend gehört zu werden. Es ist aber wichtig junge Menschen zu motivieren, denn für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung braucht man die Sicht verschiedener Altersgruppen.
Louis Schuhmann (28 Jahre):
Die Zahl zeigt, dass wir Jüngeren seltener die Chance nutzen, uns politisch einzubringen. Wir sollten es aber zumindest versuchen. Ich denke, viele junge Menschen meinen, dass Politik Sache der Älteren ist.
Jule Walz (22 Jahre):
Es ist schade, dass sich nicht mehr junge Menschen für Politik und gerade für die Kommunalpolitik interessieren. Engagement zahlt sich aus. Gerade am Ratstisch hat man die große Chance, mitzureden und mitzugestalten. Im jetzigen Gemeinderat sind aktuell nur drei Personen unter 30 Jahren vertreten. Ich würde gerne dazu beitragen, dass sich diese Zahl erhöht.
Natalia Ries (24 Jahre):
Weil junge Menschen in der lokalen Politik unterrepräsentiert sind, haben wir einen dringenden Bedarf an intensiverer und praxisnaher politischer Bildung. Eine verstärkte politische Bildung könnte jungen Menschen nicht nur die Bedeutung und die Auswirkungen der Kommunalpolitik näherbringen, sondern ihnen auch die notwendigen Fähigkeiten und das Vertrauen vermitteln, um sich aktiv zu beteiligen.
Lena Struve (19 Jahre):
Die Zahl belegt ein Ungleichgewicht zwischen den Altersgruppen, welches sich auf die Politik auswirkt.
LAZ: In Baden-Württemberg wurde das Wahlalter für die Kommunalwahl auf 16 Jahre abgeändert? Findest du dies gut?
Sophian: Ich halte die Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre nicht für sinnvoll, insbesondere das passive Wahlrecht ab 16 Jahren sehe ich kritisch. Der Gesetzgeber möchte, dass Jugendliche unter 18 Verantwortung für Entscheidungen in Millionenhöhe für ihre Stadt übernehmen, auf der anderen Seite aber hält er sie nicht für mündig genug einen Handyvertrag abzuschließen? Das ist für mich der falsche Ansatz. Stattdessen sollten wir den Jugendgemeinderat weiter stärken, der zielgerichtete Politik für junge Menschen macht. Der Jugendgemeinderat bietet ein ideales Sprungbrett in die Kommunalpolitik. Das zeigt sich auch an meinem eigenen Werdegang und dem der anderen jungen Stadträte.
Louis: Ich finde das Wahlalter von 16 Jahren bei Kommunalwahlen gut, denn es ermöglicht Jugendlichen, die bereits eigene Meinungen und Interessen haben, aktiv an der Gestaltung der Gemeinschaft mitzuwirken.
Jule: Ich finde es gut, dass man jetzt schon ab 16 wählen darf. Wir müssen aber noch stärker aufklären und den Jugendlichen zeigen wie wichtig gerade in der heutigen Zeit Mitbestimmung ist. Ich selbst habe im Jugendgemeinderat gemerkt, dass meine Stimme wichtig ist und ich tatsächlich etwas bewegen und verändern kann.
Natalia: Jugendliche sind heute besser informiert und vernetzter als je zuvor. Viele sind bereits aktiv in sozialen Bewegungen und haben klare Vorstellungen von politischen und gesellschaftlichen Themen. Das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken, erkennt diese Realität endlich an und gibt ihnen eine formale Stimme in der Politik. Die frühzeitige Einbindung in politische Entscheidungsprozesse fördert ein stärkeres Bewusstsein für politische Verantwortung und ermutigt junge Menschen, sich aktiv an der Gestaltung ihrer Gemeinde zu beteiligen. Zudem belegen Studien, dass Menschen, die früh beginnen zu wählen, eher lebenslang am Wahlprozess teilnehmen.
Lena: Ja, das finde ich gut. Jugendliche sollten über ihre Zukunft mitentscheiden dürfen.
LAZ: Sich in einer Partei zu engagieren, finden manche Altersgenossen von euch gar nicht cool. Was sagt ihr den Kritikern?
Sophian: Den Kritikern sage ich: Politisches Engagement ist eine Möglichkeit, aktiv etwas zu verändern und die Zukunft mitzugestalten. Ich war schon immer ein politischer Mensch und bin bereits mit 18 Jahren in die CDU eingetreten, weil ich fest daran glaube, dass nur diejenigen, die sich engagieren, tatsächlich etwas bewegen können. Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen und die Interessen unserer Generation zu vertreten. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Perspektiven und Anliegen berücksichtigt werden. Ich persönlich habe durch mein Engagement wertvolle Erfahrungen gesammelt. Es ist eine lohnende und sinnvolle Tätigkeit, die nicht nur „cool“, sondern sogar „super cool“ ist.
Louis: Politik ist vielleicht nicht immer cool, aber für seine eigene Meinung einzustehen, ist definitiv cool.
Jule: Es ist wichtig, dass sich junge Menschen mit den Zielen der demokratischen Parteien beschäftigen, um zu erfahren, welche Partei sie am besten vertritt. Wir können froh sein, dass wir in Deutschland in einer Demokratie leben dürfen. Uns Jugendliche geht es hier besser als den meisten anderen Jugendlichen auf der Welt. Ich finde, es ist cool Dinge zum Guten verändern zu wollen. Viele kneifen – ich nicht.
Natalia: Ich persönlich habe mich nach dem Motto „Was du nicht änderst, das wählst du“ für parteipolitisches Engagement entschieden. Wer sich engagiert, kann seine Ideen und Überzeugungen einbringen und realen Einfluss auf die Politik nehmen. Aus meiner Sicht bieten Parteien dabei eine Plattform, um aktiv an politischen Entscheidungen mitzuwirken und Veränderungen zu bewirken. Veränderungen geschehen nicht von allein – sie brauchen Menschen, die bereit sind, sich zu engagieren.
Lena: Man kann sich über Politik nicht beschweren, wenn man sie selber nicht mitgestaltet.
LAZ: Hast Du Dich in der Vergangenheit bereits gesellschaftlich engagiert?
Sophian: Mein gesellschaftliches Engagement hat schon relativ früh begonnen. Ich war vier Jahre Mitglied des Jugendgemeinderats, davon drei Jahre Vorsitzender. Ich engagiere mich auch seit langer Zeit im Wasserrettungsdienst der DLRG, wo ich stellvertretender Vorsitzender bin. Seit nunmehr fünf Jahren gehöre ich dem Gemeinderat unserer wunderschönen Stadt an.
Louis: Ich habe bereits an einigen ehrenamtlichen Aktionen der Stadt und im Sportbereich mitgewirkt. Die von mir mitorganisierten Veranstaltungen auf unserem Obsthof leisten ebenfalls einen positiven Beitrag für die Gesellschaft.
Jule: Ich war gerne Mitglied im Jugendgemeinderat, davon drei Jahre Vorsitzende. Ich bin Mitglied in der SPD und wurde in die Vorstandschaft des Ortsvereins gewählt. Ich bin leidenschaftliche Wassersportlerin, daher engagiere ich mich bei den Römerdrachen. Außerdem bin ich Stand-Up-Paddel-Trainerin. Mein Herz schlägt auch für Tiere, daher helfe ich regelmäßig im Tierheim. Ich war Klassensprecherin und bin aktuell Studiensprecherin.
Natalia: Während meiner Zeit an der Dalberg-Grundschule habe ich mich bereits als Streitschlichterin eingesetzt, an meinem Weinheimer Gymnasium (Helen-Keller-Schule) unterstützte ich dann Schülerinnen und Schüler der Flüchtlingsklasse in Schul- und Alltagsbelangen. Das für mich bislang prägendstes Engagement war aber das Freiwillige Soziale Jahr nach meinem Abitur. Dieses absolvierte ich auf der geschützten Station einer psychiatrischen Klinik. Die Arbeit mit teilweise schwer kranken Menschen und von diesen zu hören, dass ich ihnen in so jungen Jahren durch eine der schwersten Zeiten ihres Lebens helfen konnte, prägte auch die Wahl meines Studiengangs.
Lena: Ja, ich habe mich im Jugendgemeinderat und in verschiedenen Auslandsprojekten engagiert.
LAZ: Was waren Deine persönlichen Gründe, auf eine Kandidatenliste zu gehen?
Sophian: Nach meinen fünf Jahren im Gemeinderat möchte ich an die bisherige Arbeit anknüpfen und mich weiterhin für die Belange der Bürger einsetzen. Meine Erfahrungen und mein Engagement möchte ich nutzen, um kontinuierlich an der positiven Entwicklung unserer Stadt mitzuwirken und die Gelegenheit zu haben, konkrete positive Veränderungen für die Stadt, die mein Zuhause ist, zu bewirken.
Louis: Durch eine Kandidatur habe ich die Möglichkeit, die Interessen und Bedürfnisse unserer Gemeinschaft zu vertreten. Ich sehe es als Chance, positive Veränderungen anzustoßen und zur Entwicklung von Ladenburg beizutragen.
Jule: Ich möchte weiterhin etwas bewegen. Mir hat die Arbeit im Jugendgemeinderat Freude gemacht. Ich wurde von der Jugend Ladenburgs gewählt, um sie zu vertreten, dies hat mich stolz gemacht. Nun möchte ich den nächsten Schritt gehen, um am „großen Tisch“ mitgestalten zu können.
Natalia: Ich möchte aktiv an der Gestaltung meiner Stadt teilnehmen und die Interessen und Perspektiven junger Menschen in der Kommunalpolitik vertreten. Der Ladenburger Gemeinderat sollte so divers sein wie die Ladenburger Bürgerschaft selbst, wenn er diese adäquat repräsentieren möchte.
Lena: Ich möchte mich an den demokratischen Prozessen und den daraus resultierenden Entscheidungen beteiligen.
LAZ: Warum hast Du Dich für diese Partei entschieden?
Sophian: Ich bin seit Jahren überzeugtes CDU-Mitglied und vertrete meine Mitgliedschaft offen. Aus meiner Sicht hat die CDU mit ihren Werten und ihrer Politik die besten Lösungen für unser Land. Trotzdem möchte ich festhalten, dass Kommunalpolitik nur bedingt etwas mit Parteipolitik zu tun hat, denn es sollte immer um die Sache gehen. Den Bürgern ist es egal, ob das Schlagloch in der Hauptstraße nun „rot“, „gelb“, „grün“ oder „schwarz“ ist. Es ist daher ratsam, in der Kommunalpolitik die parteipolitische Brille abzunehmen.
Louis: Ich kandidiere für die CDU, weil ich mich mit ihren Werten identifiziere. Konservativ zu sein heißt für mich, bewährte Prinzipien zu bewahren und gleichzeitig Innovationen zu fördern. Gerade die Landwirtschaft hat in der CDU traditionell einen hohen Stellenwert. Als Ladenburger liegt mir das Wohl unserer Stadt am Herzen und nicht die große Parteipolitik.
Jule: Als ich im Jugendgemeinderat tätig war, konnte ich mir immer Rat vom SPD-Stadtrat Bernd Garbaczok holen. Er hat mir die manchmal komplizierten Themen mit einfachen Worten erklärt und so mein Interesse für die Politik noch mehr geweckt.
Dann hat mich der SPD Ortsvereinsvorsitzende Markus Bündig nach meiner Zeit im JGR angesprochen, ob ich mich nicht in der SPD engagieren möchte.
Ich habe seit der Zeit im JGR immer die „großen“ Parteien verfolgt und konnte mich schon damals am ehesten mit der SPD identifizieren. Man ist natürlich nicht immer mit allem einverstanden was die Partei macht, aber auf der kommunalen Ebene passt die SPD für mich sehr gut.
Natalia: Ich habe mich mit meiner Entscheidung, mich aktiv politisch zu engagieren, auch dazu entschieden, einer Partei beizutreten. Soziale Gerechtigkeit, Solidarität und Freiheit als Grundwerte der SPD sind Werte, die für mir persönlich zentral sind. Daher fiel meine Entscheidung auf diese Partei. Ich fühle mich in meiner Partei grundsätzlich unter Gleichgesinnten, aber auch wir diskutieren kontinuierlich über die Wichtigkeit verschiedener gesellschaftlicher Probleme und den unserer Meinung nach „richtigen“ Umgang mit diesen. Für mich spielte die Politik der Bundes-SPD nur eine untergeordnete Rolle in der Entscheidung mich auf der Liste der SPD für die Gemeinderatswahl aufstellen zu lassen. Im Gemeinderat möchte ich die Interessen der Ladenburger Bürgerinnen und Bürger vertreten und nicht jene einer Partei.
Lena: Die Entscheidung auf die Liste der Grünen zu gehen haben nichts mit der Bundespolitik zu tun. Wichtig ist mir die kommunale Zielsetzung der Grünen und deren konkrete Herangehensweise, die mir gefällt.
LAZ: Findest Du, dass der Jugend in Ladenburg genügend Raum gegeben wird? Hast Du Schwachpunkte festgestellt?
Sophian: Als Stadtrat setze und habe ich mich immer aktiv für die Förderung der Jugend eingesetzt. Wir haben bereits viel getan, wie beispielsweise die Schaffung des Calisthenics-Parks an der Bleiche und des Pumptracks an der Skateanlage. Ich fordere jedoch eine noch stärkere Beteiligung des Jugendgemeinderats durch eine jährliche Klausur mit dem Gemeinderat. Die längst überfällige Besetzung der bereits beschlossenen Stelle für „Mobile Jugendarbeit/Streetworker“ im Jugendzentrum Kiste wäre ein wichtiger Schritt. Trotz vieler Fortschritte gibt es noch Schwachpunkte, die wir kontinuierlich überprüfen und verbessern müssen.
Louis: Ladenburg bietet bereits jetzt schon viele Möglichkeiten für junge Menschen, aber es ist wichtig, dass der Jugendgemeinderat stärker in zukünftige Planungen einbezogen wird, um die Bedürfnisse und Wünsche der Jugend noch besser zu repräsentieren.
Jule: Ich würde mir mehr Unterstützung für das Jugendzentrum wünschen, damit die jungen Leute weiterhin einen öffentlichen Anlaufpunkt haben. Der Skaterplatz benötigt meines Erachtens eine Renovierung. Gut fände ich, wenn es in Ladenburg eine Art „Party-Möglichkeit“ für die Altersklasse ab 16 Jahren geben würde, damit die Jugend nicht immer nach MA oder HD fahren muss. Die Vereine machen tolle Arbeit und bieten viele Möglichkeiten an, dennoch würde ich mir noch ein paar mehr Optionen wünschen.
Natalia: Mit der Kiste haben wir eine traditionsreiche Einrichtung, die seit Jahrzehnten großartige Angebote für die Ladenburger Jugend bereitstellt und diese immer wieder an die Belange ihrer Zielgruppe anpasst. Zudem hat die Arbeit des Jugendgemeinderats in den letzten Jahren erfolgreich zum Bau einer Calisthenics- und Pumptrack-Anlage geführt, welche einen unglaublichen Gewinn für die Freizeitgestaltung der Jugendlichen darstellen. Solche Ideen und Projekte gilt es in Zukunft weiter anzugehen.
Lena: Der Jugend wird in Ladenburg eigentlich viel Raum geboten. Es ist bedauerlich, dass die Möglichkeiten aber kaum genutzt werden.
LAZ: Welche Ziele sind dir wichtig, wenn dir der Sprung an den Ratstisch gelingen sollte?
Sophian: Sollte ich erneut das Vertrauen erhalten, setze ich mich weiterhin für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs ein, einschließlich der Einführung eines Moonliner-Busses. Ebenso sind mir die Anliegen der Schulen wichtig, mit der Umsetzung der Schulmensa. Wichtig ist mir eine angemessene Ausstattung der Feuerwehr und des Gemeindevollzugsdienstes. Mir ist die Stärkung Ladenburgs als Wirtschaftsstandort wichtig, beispielsweise durch die Schaffung eines Startup-Zentrums auf dem von der Stadtentwicklungsgesellschaft erworbenen ABB-Gelände.
Louis: Als Ratsmitglied würde ich mich dafür einsetzen, dass Entscheidungen die Gemeinschaft widerspiegeln, insbesondere durch die Förderung von Jugendfreizeitangeboten und den Ausbau des Verkehrsnetzes. Eine enge Kommunikation mit den Bürgern und der Schutz landwirtschaftlicher Flächen als Grundlage für regionale Lebensmittel sind mir dabei besonders wichtig.
Jule: Ich möchte am Ratstisch gerne weiterhin der Jugend eine Stimme geben und den JGM einbeziehen. Ich möchte dazu beitragen, das Angebot für alle Jugendlichen noch besser und freundlicher zu gestalten. Die Vereine zu fördern ist mir ein wichtiges Anliegen. Wichtig ist mir eine stärkere politische Aufklärungsarbeit leisten, denn zu den demokratischen Parteien gibt es keine Alternative. Die AfD hat zwar den Namen Alternative im Parteinamen stehen – aber eine Alternative sind die mit ihren demokratiefeindlichen Ansichten natürlich nicht.
Natalia: Für mich stehen sichere Schulwege an erster Stelle und damit einhergehend eine weitergehende Einschränkung des Autoverkehrs an den Kindergärten und Schulen, um einen sicheren Fuß-, Rad- und Rollerverkehr für alle Kinder und Jugendliche zu gewährleisten. Außerdem halte ich die Einrichtung eines Social Media-Auftritts des Gemeinderats für sinnvoll, über den anstehende Sitzungen und deren Tagesordnungen auf zeitgemäße Weise kommuniziert werden.
Lena: Ich möchte der Jugend eine Stimme verleihen und mich für deren Belange einsetzen.
Axel Sturm
Am Ort der Menschenrechte haben die Unterzeichner der "Ladenburger Erklärung" das Banner ihrer Initiative für Demokratie und gegen Ausgrenzung präsentiert. 17 Vertreter von Vereinen, Parteien, Gewerkschaften und Glaubensgemeinschaften haben unterschrieben - und es sollen noch viel mehr werden.
Ladenburg. „Die Fahne der Toleranz und eines guten Miteinanders weiter hochhalten“ - das ist das Ziel der Initiative für Demokratie und gegen Ausgrenzung in Ladenburg. Unter demselben Motto hatte am 3. Februar eine Kundgebung mit 1300 Teilnehmenden auf dem Marktplatz ein klares Zeichen gegen rechtsextreme Ideen gesetzt (diese Redaktion berichtete). „Das war ein grandioser Erfolg“, sagt der damalige Versammlungsleiter Jürgen Frank am Freitagabend im Rathaus. Dort haben 17 Frauen und Männer von örtlichen Vereinen, Parteien, Gewerkschaften und Glaubensgemeinschaften die „Ladenburger Erklärung“ unterzeichnet.
Die eindrucks- und wirkungsvolle Demonstrationswelle in der Region und in weiten Teilen Deutschlands sei „inzwischen abgeebbt“, so Frank. „Doch die Probleme existieren weiter, und dagegen aufzustehen, kann keine Einmalaktion bleiben, sondern ist Dauerlauf und Permanentaufgabe“, führt Frank im Sitzungszimmer aus. Um das Bekenntnis zu einer offenen Gesellschaft zu bekräftigen, führt die Erklärung folgende fünf Prinzipien näher aus. Im Rathaus liest sie Bärbel Luppe von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International vor. Danach unterschreiben alle den Text, der sich an ähnlichen Erklärungen aus Mannheim und Heidelberg orientiert, jedoch auf Ladenburg angepasst ist und außerdem auf eine DIN-A4-Seite passt.
Es geht um Vielfalt, Akzeptanz, Respekt und Wertschätzung
Darin geht es um Werte und Grundrechte, zu denen man sich zugunsten unserer freiheitlich demokratischen und pluralistischen Gesellschaft Artikel für Artikel bekennt. Es folgen Vielfalt als Stärke und Akzeptanz unterschiedlicher kultureller, sozialer und religiöser Hintergründe. Respekt und Wertschätzung beugen Konflikten vor. Gegen Rassismus und Extremismus wendet sich die Erklärung ebenso wie sie körperliche und verbale Gewaltfreiheit sowie Demokratie vertritt.
Alle Vereine und Einrichtungen sind aufgerufen, sich hinter diese Prinzipien zu stellen. Der gesamte Gemeinderat soll in der Sitzung am 15. Mai mit gutem Beispiel vorangehen. Die Erklärung ist auf der Internetseite der Stadt veröffentlicht. „Wir aktualisieren die Liste der unterzeichnenden Organisationen fortlaufend“, sagt Frank. Viele wissen gar nicht, dass es vor Jahren bereits Ladenburger Erklärungen gegeben habe, die in dieselbe Richtung zielten. „Die neue soll präsent und zugänglich bleiben“, kündigt Frank an. Er fordert alle auf, „sich zu überlegen, was noch getan werden könnte, um für die Werte unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung zu werben und das Ganze lebendig zu halten.“ (Mailadresse auch fürs Senden der unterschriebenen Erklärung: juergen_frank@yahoo.de).
Als Auslöser dieser Bewegung gelten die Enthüllungen investigativer Journalisten des Medienunternehmens Correctiv. Sie hatten im Januar aufgedeckt, wie Rechtsextreme mit einem „Geheimplan die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland planen“. Dem setzt die Ladenburger Erklärung entgegen, dass man stolz sei auf das harmonische Zusammenleben in einer vielfältigen Stadtgesellschaft mit mehr als 2000-jähriger Geschichte - auch der Zuwanderung. Zunehmende Menschenfeindlichkeit erfordere klare Stellungnahme und Aktionen.
Peter Jaschke
Anmerkung der SPD-Ladenburg:
Wir und die anderen Initiatoren der Ladenburger Erklärung (PDF) hoffen, dass möglichst alle Vereine und Institutionen in Ladenburg diese Erklärung in ihren Reihen diskutieren und mitunterzeichnen.
Beim SPD-Rundgang wurde deutlich, wie positiv sich der westliche Stadtteil entwickelt hat - Die Gemeinderats-Kandidaten/innen hörten aber auch kritische Worte
Das Wohngebiet 'Weststadt', das die Ladenburger früher 'Galgenbrunnen' nannten, hatte noch in den 1980er Jahren nicht den besten Ruf. Die Häuser westlich der Bahnlinie lagen in der Nähe des Industriegebiets, in dem zahlreiche Chemiebetriebe unter anderen Umweltstandards als heute, chemische Produkte produzierten. Die Bahnlinie wurde als Trennlinie zur Kernstadt wahrgenommen, es gab nur einen kleinen Lebensmittelladen und die Weststadt-Schule und der Johannes-Kindergarten wurden in Sachen Ausstattung eher benachteiligt.
Heute ist die Weststadt hingegen ein modernes Wohngebiet, das von den Stadtverantwortlichen stetig weiterentwickelt wurde. Niemand rümpft mehr die Nase, wenn man sagt: "Man wohne in der Weststadt". Im Gegenteil: Es wurde dort neuer Wohnraum geschaffen und es wurde Gewerbe angesiedelt. Die Kleingartenanlage gilt dis grüne Lunge, die kommunalen Einrichtungen haben einen hohen Standard, die Einkaufsmöglichkeiten sind sehr gut und im Herbst kann mit dem Postillion-Kindergarten 'Wiesenstraße' eine neue, moderne Betreuungseinrichtung eröffnet werden.
Für die SPD-Gemeinderats-Kandidaten/innen ist die positive Entwicklung des Stadtteils allemal ein Grund, zu einem 'Weststadt-Rundgang' einzuladen. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Markus Bündig freute sich über die gute Beteiligung und der SPD-Gemeinderatsfraktionssprecher Steffen Salinger, der selbst Weststadt-Bewohner ist, griff gleich einen wichtigen Informationspunkt auf. Es ging um die Schaffung neuer Gewerbeflächen.
Salinger nannte zwei Gründe, warum dieses Vorhaben schnell umgesetzt werden sollte. Zum einen gibt es in Ladenburg zahlreiche Gewerbebetriebe, die sich erweitern oder neu ansiedeln wollen. Da die Grundstücke des Gewerbegebietes 'Hohe Straße', das ebenfalls in der Weststadt liegt, mittlerweile alle vergeben sind, müssten neue Ansiedlungsmöglichkeiten geschaffen werden, meinte Salinger.
Der Finanzexperte der SPD-Gemeinderatsfraktion nannte als zweiten Grund, die Erzielung von Einnahmen, die die Stadt dringend benötigt. Es stünden Millionen-Investitionen an, wie beispielsweise der Bau der Dreifeldsporthalle, die Sanierung der Lobdengauhalle, der Ausbau von Schulen und die Schaffung von Betreuungsplätzen. Alleine für diese Aufgaben werden 40% des Haushaltsetats benötigt, erklärte Salinger. Außerdem sind sich die SPD-Ratsmitglieder einig, dass die öffentlichen Einrichtungen wie das Freibad, die Bibliothek und die Musikschule, obwohl es sich um freiwillige Leistungen handelt, "unbedingt erhalten werden müssen".
Für all diese Aufgaben brauche man Geld und das will die SPD-Fraktion durch den Verkauf von Gewerbe-Grundstücken akquirieren. Es gäbe in der Stadt zwar noch einige andere Flächen, aber für die SPD ist das Areal an der Wiesenstraße neben dem neuen Kindergarten am geeignetsten. Die dortige Fläche wird von einem Landwirt derzeit noch als Spargelacker genutzt. Das Grundstück gehört zu einem Großteil der Stadt bzw. den städtischen Stiftungen. Dadurch könne das Baugenehmigungsverfahren deutlich verkürzt werden. Es liege nun am neuen Gemeinderat, für welche Variante er sich entscheiden will, erklärte Salinger, denn ein Grundstück hinter dem 'Viessmann-Gelände' stehe auch in der Diskussion, um neue Gewerbeflächen zu schaffen.
Flächenversiegelung wird nicht von allen Bewohnern begrüßt
Eine Anwohnerin, die seit 15 Jahren in der Weststadt wohnt, appellierte an die Kommunalpolitiker, "nicht noch mehr Flächen in der Weststadt zu versiegeln". Mit dem Bau der neuen Neckarbrücke und dem Bau der Wohngebiete 'Matzgärten' und 'An der Hockenwiese' habe sich die charmante Struktur der Weststadt zum Negativen verändert", meinte die Anwohnerin. Sie findet, dass Wachstum nicht das Wichtigste sei.
Eine andere Rundgangsteilnehmerin fragte zu einem ebenfalls wichtigen Thema nach. "Mein Kind kommt im nächsten Jahr in den Kindergarten - erhält es in Ladenburg einen Betreuungsplatz?", fragte die Mutter. SPD-Stadträtin Angelika Gelle konnte die Frage mit einem klaren ja beantworten. "Vielleicht wird es nicht ihr Wunsch-Kindergarten - aber einen Betreuungsplatz werden Sie erhalten", meinte Gelle, die als Leiterin des Anne-Frank-Kindergartens auch beruflich mit dem Thema befasst ist. Ladenburg habe in den letzten Jahren viele Millionen investiert, um dieser Pflichtaufgabe nachzukommen. Die Schaffung einer zusätzlichen Betreuungsgruppe kostet die Kommune rund 1,1 Mio Euro, nannte Gelle eine Zahl, die die Dimensionen beschreibt.
Die Ratsmitglieder der Uta Blänsdorf-Zahner und Bernd Garbaczok ergänzten, dass die Kommunen von Land und Bund immer mehr Pflichtaufgaben 'aufgedrückt' bekommen. Ausreichend Fördermittel stellen der Bund oder das Land aber nicht zur Verfügung. Am Beispiel der Astrid-Lindgren-Schule, die zusätzlichen Schulraum und Raum für Betreuungsdienste benötigt, machte der SPD-Bildungsexperte Gerhard Kleinböck fest, wie "man die Kommunen im Regen stehen lässt".
"Wir hätten für den Umbau der Schule vom Land gerne 600.000 Euro erhalten. Doch die Fördertöpfe sind schon jetzt hoffnungslos überzeichnet", befürchtet Kleinböck, dass die Stadt Ladenburg die Millionenkosten für die Ertüchtigung der Schule alleine aufbringen muss.
Axel Sturm
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• Der Hebesatz entscheidet über das Wieviel.
• Der Hebesatz wird nach der Gemeinderatswahl entschieden.
• Haben Sie ein großes Grundstück? Dann kann es teuer werden.
Die Gemeinderatsbewerber/innen der SPD stellten sich im Glashaus im Waldpark der Öffentlichkeit vor / Moderator Daniel Born machte einen klasse Job
Dass für die Moderation der Kandidaten-Präsentation zur Gemeinderatswahl der Kreisvorsitzende der SPD Rhein-Neckar, mit Daniel Born, eine starke Persönlichkeit gewonnen werden konnte, war für die Veranstaltung im Glashaus des Reinhold-Schulz-Waldparks ein Gewinn. Born ist nämlich auch Vizepräsident des Baden-Württembergischen Landtags und daher war es ihm ein parteiübergreifendes Anliegen, ein Zeichen für die Stärkung der Demokratie zu setzen. „Geht am 9. Juni zur Wahl, um die demokratischen Parteien zu wählen. Spione, die unser Land verachten und verraten und die den Hals nicht voll bekommen wie Mandatsträger der AfD, braucht kein Mensch“, sagte der Landespolitiker unter Applaus im gut besuchten Glashaus. Born ist auch deshalb nach Ladenburg gekommen, um die „zukunftsorientierte Arbeit der Ladenburger SPD zu unterstützen“. Im Kreis bringe Ladenburg viel Gewicht ein, weil hier die richtigen Themen angepackt werden, meinte Born. Dies spiegele sich auch in der Besetzung der Gemeinderatsliste wider, so Born, der danach die Kandidaten/innen darum bat, zum Vorstellungsgespräch auf die Bühne zu kommen, um auf der „roten Sitzbank“ Platz zu nehmen. Hier ließen sich junge, aber auch erfahrene Menschen nieder, die sich ehrenamtlich für ihre Stadt einsetzen wollen. Auf der Bühne wurden Vertreter der unterschiedlichsten Berufsgruppen begrüßt und Altstadträtin Ilse Schummer freute es besonders, dass die SPD nicht nur Akademiker auf der Liste stehen hat. Nicht anwesend war bei der Vorstellungs-Matinee der Spitzenkandidat Markus Bündig, der wegen einer privaten Familienangelegenheit kurzfristig absagen musste. Es spricht für die Herzlichkeit der Veranstaltung, dass die Versammlung an den Vorsitzenden einen aufmunternden Applaus schickte.
Die Themen, die die meisten Kandidaten in ihren Antworten ansprachen, waren klassische sozialdemokratische Anliegen. Es ging um ein menschliches Miteinander, um soziale Gerechtigkeit, bezahlbaren Wohnraum, Bildungsfragen und die Schaffung von Betreuungsstätten aber auch das Problem der fehlenden Pflegeplätze für alte und behinderte Menschen, sowie die Schaffung von zukunftsorientierten Arbeitsplätzen und der Erhalt des Lebensstandards in Ladenburg wurden thematisiert. Natürlich hatte jeder Kandidat/in seine eigenen persönlichen Schwerpunkte. Politische Spitzen gegen die Mitbewerber gab es (fast) keine. Nur beim Thema Dreifeldsporthalle musste Stadtrat Bernd Garbaczok seine Vorrednerin Petra Erl korrigieren. Der Pfarrerin gefiel es, dass beim Zustandebringen des Projektes alle politischen Entscheidungsträger in einem Boot saßen. „Die SPD gab aber schon die Richtung vor, wohin die Reise gehen soll“, ergänzte Garbaczok, der auf Platz 3 der Liste steht.
In Ladenburg gibt es jetzt schon tolle Möglichkeiten
Die Leiterin des Anne-Frank-Kindergartens Angelika Gelle (Platz 2) sieht sich als „Anwältin der Kinder“, betonte aber auch, dass es in Ladenburg schon jetzt für die Kinder „tolle Möglichkeiten“ gibt, wie zum Beispiel die vielen neuen Spielplätze.
Gerhard Kleinböck (Platz 3) ist froh, dass das Markenzeichen der SPD die Solidarität ist. Es war sein Vorschlag, in der Löwenscheuer einen kostenlosen Mittagstisch einzuführen – was auch geschah. Unterstützung für Menschen, die sich keinen Pflegeplatz erlauben können, sei wichtiger denn je und es müssten mehr Tagespflegeplätze entstehen.
Für ein solides Wirtschaften setzte sich Steffen Salinger (Platz 5) ein. Er findet, dass in Ladenburg schon immer mit Augenmaß gewirtschaftet wurde. Die STEG (Stadtentwicklungsgesellschaft) bietet die Chance, weitere zukunftsorientierte Arbeitsplätze in Ladenburg anzusiedeln.
Uta Blänsdorf-Zahner (Platz 6) war sich mit Pfarrerin Petra Erl (Platz 7) einig, dass es wichtig ist, Begegnungsmöglichkeiten für alle Menschen zu schaffen. Mit dem Motto von Erl „Suchet der Stadt bestes“, kann sich auch Blänsdorf-Zahner identifizieren.
Die Lehrerin Karen Schrepp will sich für praxisnahe Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen einsetzen und das Herz für die Vereine schlägt bei Barbara Scholz besonders intensiv. Was Kontinuität bedeutet, weiß Joachim Loose am besten, denn er ist seit über 20 Jahren Vorsitzender des ASV Ladenburg. Seit einiger Zeit ist Loose auf einen Rollstuhl angewiesen und daher richtet sich sein Blick auch auf ein barrierefreies Ladenburg. Dass der Zugang zur Stadtbibliothek jetzt umgestaltet wird, begrüßte Loose sehr.
Im Elternbeirat stark engagiert ist Doris Vassillou, die aber auch im Blick hat, dass die vielen Neubürger/innen in die Stadtgesellschaft integriert werden. Ehrenamtlich tätig auf vielen Ebenen ist Miki Fuchs, der einen hohen Anspruch hat. „Alles jeden Tag ein bisschen besser machen“, ist sein Bewerbungsmotto. Auch die Hundefreundin Uta Gember stellte ein lohnenswertes Motto vor: „Gemeinsam mit Herz und Verstand für unser Ladenburg arbeiten“.
Das Hauptanliegen von Natalie Ries ist es, junge und ältere Menschen zusammenzubringen, denn nur generationenübergreifend macht das Miteinander Freude. Johannes Zech, der Experte für Stadtplanung ist, unterstrich, dass Sachlichkeit der beste Ratgeber ist. Die Ex-Vorsitzende des Jugendgemeinderates, Jule Walz, weiß, dass es lohnt sich zu beteiligen. „Nur wer seine Stimme erhebt, kann was bewegen“, meinte die Studentin. Gerald Glombitza gründete den Kultur-Verein „Kettenheimer Hof“ und es war keine Überraschung, dass die Förderung der Kultur bei ihm einen hohen Stellenwert besitzt.
Matthias Schulz ist engagiertes Gewerkschaftsmitglied und daher sind für ihn die Sicherung der Arbeitsplätze von elementarer Bedeutung.
Die Ziele von Michèl Schummer, Jürgen Weygold, Sascha Barembruch und Hans-Peter Rosenzweig wurden schriftlich übermittelt, denn sie waren wegen ihrer Abwesenheit entschuldigt.
Axel Sturm
Der vorsitzende Markus Bündig hat mit der Zusammenstellung der Kandidatenliste sein Meisterstück abgelegt – Würdigung von verdienten Vorstandsmitgliedern stand im Mittelpunkt der Jahreshauptversammlung.
Gleich vier langjährige Vorstandsmitglieder wurden in der Jahreshauptversammlung des SPD-Ortsvereins aus der Vorstandschaft verabschiedet. Über 20 Jahre arbeitete das Vorstandsquartett an der Entwicklung des Ladenburger Ortsvereins mit – und dies mit Erfolg. Der Ladenburger SPD ist mit der Wahl von Markus Bündig bereits vor drei Jahren ein Generationswechsel an der Spitze gelungen. Der Unternehmer nahm zusammen mit Angelika Gelle und der stellvertretenden Vorsitzenden, Barbara Scholz, die Ehrungen vor.
Verabschiedet wurde der 2. Stellvertreter Bündigs, Johannes Zech, der aus beruflichen Gründen seinen Rückzug aus dem Vorstandsteam vollzog. Der Städteplaner erarbeitete unter anderem für die Stadt Ladenburg ein Parkraumkonzept und er gab im Ortsverein in Sachen Verkehr mit die Richtung vor. „Es hat Spaß gemacht, in diesem innovativen Team mitzuarbeiten“, verabschiedete sich Zech mit etwas Wehmut.
Viele Jahre stellvertretender Vorsitzender war auch Matthias Schulz, der die sozialdemokratischen Gene von seinem Vater, Ex-Bürgermeister Reinhold Schulz, „erbte“. Der auch in der IGBCE-Gewerkschaft aktive Ladenburger war sich für keine Arbeit zu schade. Er klebte Plakate, teilte Prospekte aus, war der SPD-Ortsvereins-Fotograf oder bereitete zahlreiche Veranstaltungen vor. „Er war immer der ruhende Pol in unserem Team“, sagten Bündig und Scholz, die nun alleinige stellvertretende Vorsitzende ist.
Auch die „Stimme aus dem wilden Westen“, Jürgen Scheuermann wohnt nämlich in der Weststadt, zog sich aus dem Vorstandsteam zurück. Scheuermann war Mitglieder-Beauftragter des Ortsvereins und zuständig für die Pressearbeit. In seinem letzten Bericht konnte der „Gewerkschaftler“ über stabile Mitgliederzahlen im Ortsverein berichten. Austritte wurden mit Neueintritten aufgefangen. Derzeit hat der Ortsverein 120 Mitglieder.
Nicht anwesend sein konnte, das SPD-Urgestein Gaby Ramm. Sie war in verschiedenen Funktionen über 30 Jahre im Ortsverein tätig. Sie kennt sich mit der Parteisatzung gut aus, sodass sie bei der Organisation von Veranstaltungen und Kreisparteitagen eine gefragte Frau ist. Als Delegierte war sie zusammen mit ihrem Mann, dem Ex-Vorsitzenden Manfred W. Ramm, immer eine Bank.
Die Kandidaten-Findungs-Kommission angeführt
Sein „Meisterstück“ habe der SPD-Vorsitzende Markus Bündig mit der Zusammenstellung der Kommunalwahl-Kandidatenliste abgeliefert, brachte es Stadtrat Gerhard Kleinböck, der Vorgänger Bündigs war, am Rande der Veranstaltung auf den Punkt. Mitgearbeitet haben in der Findungskommission auch Angelika Gelle, Uta Gember und Johannes Zech, die es schafften – was bei den Genossen nicht immer einfach ist – in großer Einigkeit die Liste zusammenzustellen. Die Priorisierung der Listen-Kandidaten kam gut an. Auf eine alphabetische Reihenfolge habe man bewusst verzichtet, meinte Bündig. Er selbst kandidiert auf Platz 1 der Liste und zeigt damit, dass er im nächsten Gemeinderat vertreten sein möchte. Bündig ist zuversichtlich, dass es der Fraktion „mit breiter Brust“ gelingen kann, zwei Sitze hinzuzugewinnen. Er begrüßte es besonders, dass alle amtierenden SPD-Ratsmitglieder wieder antreten werden.
Ratsmitglied Bernd Garbaczok, sagte selbstbewusst, dass die SPD-Gemeinderats-Fraktion erfolgreich die Stadtentwicklung mitgestalten konnte. Den Bau der Dreifeld-Sporthalle hat die Fraktion genauso engagiert unterstützt wie die Schaffung eines klimaneutralen Freibades. Mit der „Rote-Schuh-Aktion“ fragte man die Bedürfnisse der Bevölkerung ständig ab. Die SPD setzte sich für die Schaffung sicherer Schulwege und Kindergartenwege ein und die soziale Kompetenz wurde mit dem Vorschlag bewiesen, einen kostenlosen Mittagstisch in der Löwenscheuer einzuführen. Garbaczok erwähnte auch die konstruktive Zusammenarbeit der Fraktion mit dem Ortsvereins-Vorstand. „Es war ein arbeitsreiches Jahr – aber die gute Harmonie machte vieles leichter“, bedankte sich Garbaczok besonders bei Markus Bündig.
Dankesworte sprach auch der Kreistagsvertreter Thomas Zachler aus, der die Ladenburger Kreistagskandidaten Uta Blänsdorf-Zahner, Gerhard Kleinböck und Markus Bündig ermunterte, „Gas zu geben, so wie man dies aus Ladenburg kennt“. Sozialdemokratische Sichtweisen seien nämlich wichtig im neuen Kreistag. Die Finanzsituation sei bedenklich. Mithilfe der SPD-Fraktion konnte eine massive Erhöhung der Kreisumlage verhindert werden, die die Kommunen arg belastet hätte. An der Erhöhung von 24,5 auf 27,5 Prozentpunkte hätten die Kreiskommunen schon genug zu knabbern.
Mit fast einstimmigen Wahlergebnissen wurde die Vorstandschaft des Ortsvereins wieder komplettiert. Gewählt wurden: Uta Gember (Schriftführerin), Miki Fuchs (Mitgliedsbeauftragter, Presse), Uta Blänsdorf-Zahner, Michèl Schummer, Joachim Loose und Doris Vassiliou (Beisitzer).
Axel Sturm
Nach dem großen Erfolg des Nordstadt-Rundgangs vom Oktober letzten Jahres, haben wir einen ähnlichen Spaziergang in der Weststadt vorbereitet.
Am 4. Mai 2024 treffen wir uns um 14 Uhr vor der Firma Erda (Boveristraße 37) und werden folgende Orte besuchen:
• Spaziergang am Aufeld – ein mögliches neues Gewerbegebiet?
• Besichtigung Kindertagesstätte Postillion
• Spaziergang zur Astrid-Lindgren-Schule – Potentiale der Entwicklung
• Spaziergang zum St. Johannes Kindergarten – Gegenwart und Zukunft
Alle Bürgerinnen und Bürger Ladenburgs sind herzlich eingeladen.
Sozialdemokraten wollen Sitze gewinnen
Nach weniger als zwei Stunden hatte die SPD ihre Liste für die Kommunalwahl am 9. Juni aufgestellt. Blitzgeschwindigkeit sozusagen. Dabei verzichteten die Sozialdemokraten nicht auf die Vorstellung ihrer einzelnen Kandidatinnen und Kandidaten, wohl aber auf die Wahl einzelner Listenpositionen. Insofern hatte Wahlleiterin Elisabeth Krämer, Walldorfer Stadträtin und 2019 SPD-Bundestagskandidatin im hiesigen Wahlkreis, wenig Prozedere zu erklären. „Es ist immer sehr spannend“, hatte sie einleitend gesagt, als sie das Wort vom SPD-Ortsverbandsvorsitzenden Markus Bündig übernahm. Spannend machte es die SPD aber nicht. Kampfkandidaturen gab es keine, die Ergebnisse der einzelnen Kandidierenden spiegelten Harmonie.
Zwei erhalten volle Zustimmung
Mit 37 Ja-Stimmen, was allen Wahlberechtigten an diesem Abend entsprach, hatten dabei der seit 13 Jahren amtierende Stadtrat Bernd Garbaczok (Platz 4) und Jule Walz (Platz 18) die Nase vorn. „In der Fraktion ist eine gute Arbeit entstanden“, war Garbaczok überzeugt. Man habe wichtige Projekte auf den Weg gebracht und das durchaus federführend, sagte er weiter. Die erst 22-jährige Walz war keine Unbekannte in der Lokalpolitik. Sie saß im Jugendgemeinderat, war auch dessen Vorsitzende. Die Studentin will sich – entsprechend ihres Alters und damit einhergehender Nähe – für die jungen Menschen in der Stadt einsetzen. Das galt auch für Natalia Ries, die auf Platz 16 kandidiert. Die 24-jährige Studentin hatte zudem die Bildungsgerechtigkeit im Blick.
Die Liste führen derweil die amtierenden Stadträtinnen und Stadträte samt des Ortsverbandsvorsitzenden, der zugleich Vorstandsmitglied der SPD Rhein-Neckar ist, an. Markus Bündig (42) steht auf Platz 1 der Liste. „Ich will Verantwortung übernehmen, mitgestalten und mitentscheiden“, warb er um die Stimmen der Anwesenden. Platz 2 nimmt Angelika Gelle ein. Die Leiterin des Anne-Frank-Kindergartens gehört dem Gremium seit 10 Jahren an. „Aller guten Dinge sind drei“, bewarb sich die 56-Jährige um eine weitere Amtszeit. In der will sie sich dafür einsetzen, dass Ladenburg so lebens- und liebenswert bleibt, wie es ist. Gerhard Kleinböck (71) steht auf Listenplatz 3. Kleinböck sah seine Schwerpunkte in den Bereichen Bildung und Haushalt. Der derzeitige Fraktionsvorsitzende Steffen Salinger (Platz 5) versteht sich ebenfalls als Mann der Zahlen, zugleich aber auch der Technik. Der 55-Jährige ginge im Fall seiner Wiederwahl ins 28. Jahr als Gemeinderat. Ihm folgt auf Platz 6 Uta Blänsdorf-Zahner. Die 67-jährige Bürgermeisterstellvertreterin und ehemalige Lehrerin sieht ihre politische Arbeit im Bereich von Jugend, Kindergarten, Schule und Kultur.
Alte Bekannte, neue Gesichter
Petra Erl hatte es 2019 nicht mehr in den Gemeinderat geschafft – und danach eine weitere Kandidatur ausgeschlossen. Die AfD brachte die 63-jährige Pfarrerin zum Umdenken. Sie wollte im Gemeinderat für das Stärken der Demokratie eintreten.
Mit der 39-jährigen Karen Schrepp folgte in der Liste eine junge Mutter. Auch ihr lag der Erhalt Ladenburgs als liebenswerte Stadt am Herzen, die zudem sozialer und demokratischer werden sollte. Mit Doris Vassillou (Platz 12) hatte die SPD eine weitere junge Mutter und zudem die Gesamtelternbeiratsvorsitzende ins Boot geholt. Die 42-Jährige ist mit ihrer Familie erst seit zwei Jahren in Ladenburg. Mit diesem Blick von außen will sie neue Perspektiven öffnen. Zwischen den beiden Frauen steht auf Platz 9 der sich der linken Ecke zugehörig fühlende Dr. Michèl Schummer (60), der anpacken will, um zu verändern. Auf Platz 10 folgt Barbara Scholz, Vorstandsmitglied im Ortsverband, die sich für Kinder und Kinderbetreuung starkmachen will. Der 59-jährige Joachim Loose (Platz 11) sah sich durch seine Berufserfahrung derweil im Tiefbau verhaftet. Klaus Fuchs, der auf Platz 13 kandidiert, lag der Schutz der Demokratie am Herzen, Uta Gember (Listenplatz 14) ein schönes Ladenburg. Jürgen Weygold (15) wollte seine Schwerpunkte in den Themen Ehrenamt, Vereinsförderung und Natur setzen.
„Interessante Liste“
Nicht jedem ging es um den eigenen Platz im Gremium. Sascha Barembruch wurde vor 15 Jahren in den Gemeinderat gewählt. Jetzt stand der heute 39-Jährige auf Platz 20. „Ich will von hinten raus unterstützen“, sagte er. Er wolle Menschen in den Gemeinderat bringen, die die Stadt voranbringen und dabei Finanzen, soziale Gerechtigkeit und alle Generationen im Blick behalten.
„Wir schlagen euch eine interessante Liste vor“, war Bündig überzeugt. Das Durchschnittsalter auf der Liste: 52,5 Jahre. Der Ortsverbandsvorsitzende appellierte an den Zusammenhalt aller im Wahlkampf, „nicht nur die ersten zehn“. Dann könne man ein richtig gutes Ergebnis erzielen. Das hieße vielleicht auch weitere Sitze. „Das ist das Ziel“, machte Fraktionsvorsitzender Salinger klar.
Die SPD-Liste zur Kommunalwahl 2024
1. Markus Bündig
2. Angelika Gelle
3. Gerhard Kleinböck
4. Bernd Garbaczok
5. Steffen Salinger
6. Uta Blänsdorf-Zahner
7. Petra Erl
8. Karen Schrepp
9. Michèl Schummer
10. Barbara Scholz
11. Joachim Loose
12. Doris Vassiliou
13. Klaus Fuchs
14. Uta Gember
15. Jürgen Weygold
16. Natalia Ries
17. Johannes Zech
18. Jule Walz
19. Gerald Glombitza
20. Sascha Barembruch
21. Hans-Peter Rosenzweig
22. Kenan Güngör
Ersatzkandidaten:
Matthias Schulz
Michael Grether
Kommentar
Eine Sternstunde der Demokratie
Man spürte ihn in der Nominierungsversammlung der Sozialdemokraten der Römerstand: Den Willen, sich für die demokratischen Grundrechte und einen respektvollen Umgang einzusetzen, denn das politische Feld darf keinesfalls den Populisten und Hetzern aus den Reihen der AfD überlassen werden, die das politische Klima und den Zusammenhalt der Gesellschaft nur vergiften wollen. Ein Beispiel: Eigentlich wollte die Pfarrerin und Ex-Stadträtin Petra Erl nie in eine Partei eintreten. Ihr Sinneswandel, nun doch der SPD beizutreten, habe viel mit AfD und deren menschenverachten Aussagen zu tun, betonte die Christin. Man müsse gerade jetzt die demokratischen Parteien unterstützen, brachte es Petra Erl auf den Punkt. Alle Kandidatinnen und Kandidaten teilten diese Sichtweise und daher war der Nominierungsabend der Sozialdemokraten auch eine Sternstunde für die Demokratie.
Neue „Sterne“ mit viel Strahlkraft könnten nach der harmonisch verlaufenden Nominierung auch am kommunalpolitischen Himmel Ladenburgs aufgehen. Das Angebot, das die Ladenburger SPD den Wählerinnen und Wählern machen kann, ist überzeugend und zukunftsorientiert. Mit dieser Liste können die Sozialdemokraten durchaus punkten und die Chancen stehen gut, dass den Ladenburger Sozis der aktuell politische Gegenwind aus Berlin nicht allzu sehr ins Gesicht blasen wird. Das Wahlziel, die derzeit fünf Sitze am Ratstisch zu erhöhen, kann mit diesem Angebot durchaus gelingen. Eine Bank ist sicherlich, dass die amtierenden SPD-Ratsmitglieder alle wieder antreten werden. Es braucht nämlich Erfahrung, um die anstehenden großen Aufgaben in der Stadt zu lösen. Auf der Liste stehen aber auch Persönlichkeiten, die mit einem hohen Bekanntheitsgrad punkten können. Die Vereinsvorsitzenden Joachim Loose (ASV) und Jürgen Weygold (Kleingartenverein) haben bewiesen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Auch die traditionelle Zusammengehörigkeit der SPD, der Naturfreunde und der AWO wird mit der Liste betont, denn der Einsatz für die Demokratie und Gerechtigkeit vereint diese Partner aus dem linken Spektrum seit ewigen Zeiten. Ein Ausrufezeichen setzten die Genossen auch mit der Nominierung der ehemaligen Vorsitzenden des Jugendgemeinderates Jule Walz und mit der Psychologie-Studentin Natalia Ries, die in der SPD-Studentenbewegung aktiv ist, will sich eine junge Frau für Solidarität und Menschlichkeit und gleichen Bildungschancen einsetzen.
Mit der Präsentation dieser ebenso ausgewogenen wie attraktiven Liste hat auch der neue SPD-Vorsitzende Markus Bündig seine erste wirkliche Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Der selbstständige Landschaftsbauer erwies sich als guter „(Listen)Baumeister“ und Kommunikator, dem es gelungen ist, die unterschiedlichen Interessenlagen – und die sind bei den diskussionsfreudigen Genossen sehr vielschichtig – zu berücksichtigen. Dass Bündig mit seinem Anspruch auf Platz 1 auf der SPD-Liste Verantwortung und Führungsstärke zeigt, ist eine klare Botschaft. Der Familienvater, der in Ladenburg bestens vernetzt ist, will auch am Ratstisch zeigen, dass der Einsatz für Ladenburg ein lohnenswertes Ziel ist. Diese Mitmach-Motivation wurde übrigens von allen Kandidatinnen und Kandidaten in der von Elisabeth Krämer bestens vorbereiteten Nominierungsversammlung überzeugend und glaubhaft betont. Die Demokratie braucht engagierte Demokraten – aber diese These muss man einem Sozialdemokraten nicht erklären.
Axel Sturm
Neun Frauen und 13 Männer stehen auf der Kandidatenliste der SPD Ladenburg für die Kommunalwahl 2024. Darunter sind auch einige neue Gesichter. Wer die Liste anführt und welche Ziele die Sozialdemokraten haben.
Ladenburg. Mit einer Mischung aus bekannten und neuen Gesichtern tritt die Ladenburger SPD bei der Gemeinderatswahl am 9. Juni dieses Jahres an. Neun Frauen und 13 Männer stehen auf der Kandidatenliste, etwa die Hälfte der Nominierten war bereits bei der vergangenen Kommunalwahl 20219 mit von der Partie. An Position eins der Liste steht jedoch ein neuer Name: Markus Bündig, seit 2021 Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Ladenburg, geht als Spitzenkandidat ins Rennen. „Den Vorschlag hat der Vorstand einstimmig beschlossen, es gab keine Gegenkandidatur“, sagt Bündig im Gespräch mit dieser Redaktion.
Als inhaltliche Schwerpunkte haben sich die Sozialdemokraten die Themenbereiche Bildung und Soziales, Wirtschaft, Gewerbe und Finanzen, Energiewende, Klima- und Umweltschutz sowie Sport und Kultur auf die Fahnen geschrieben. Zu viel will der 42-jährige Spitzenkandidat dem Wahlprogramm jedoch noch nicht vorgreifen, es befinde sich noch mit den Mitgliedern in der Abstimmung.
Die Ladenburger SPD will das Thema Grundsteuer angehen
„Eines ist sicher, wir werden die Grundsteuer angehen“, verspricht der dreifache Familienvater aber heute schon. „Der Beschluss der Landesregierung mit der neuen Grundsteuerreform wird viele Bürger noch beschäftigen, weil die Grundsteuer für viele gewaltig steigt“, sagt er. Ansonsten verweist der passionierte Fußballfan (Eintracht Frankfurt) auf die bislang gute Arbeit der Fraktion im Rat. So sei etwa auf Initiative der SPD-Fraktion der Mittagstisch für Senioren in der Römerstadt umgesetzt worden.
Als weitere Errungenschaften zählt Bündig den ermäßigten Eintritt ins Freibad, die neu gegründete Stadtentwicklungsgesellschaft sowie Tempo 30 vor dem Einkaufszentrum in der Wallstadter Straße oder den Fußgängerüberweg in der Hirschberger Allee zur Nordstadt auf, denen allesamt Anträge der SPD-Fraktion zugrunde gelegen hätten.
Personell sieht Bündig die Ladenburger SPD im Vorfeld der Kommunalwahl gut aufgestellt. Auf den Plätzen zwei bis sechs der Liste stehen mit den aktuellen Gemeinderatsmitgliedern erfahrene Kommunalpolitiker und -politikerinnen. Angelika Gelle (56), Stimmenkönigin der SPD bei der Wahl 2019, geht hinter Bündig auf Platz zwei ins Rennen. Es folgen der ehemalige Landtagsabgeordnete und langjährige Ladenburger SPD-Chef Gerhard Kleinböck (71), Bernd Garbaczok (63), der aktuelle Fraktionsvorsitzende Steffen Salinger (55) sowie Uta Blänsdorf-Zahner (66).
SPD-Spitzenkadidat Bündig: „Wir haben junges Potenzial in der Hinterhand“
Neben den Altvorderen ist es der Ladenburger SPD aber auch gelungen, junges Personal für ihre Liste zu gewinnen. „Jule Walz war lange Vorsitzende im Jugendgemeinderat“, betont Bündig mit Blick auf die 22-Jährige, die auf Platz 18 kandidiert. Auch dem Vorstand des SPD-Ortsvereins gehört die Studentin bereits als Beisitzerin an. In der Römerstadt dürfte sie vielen zudem als Trainerin für Stand-Up-Paddling bei den „Römer-Dragons“, der Wassersportsparte des FV 03 Ladenburg, bekannt sein.
Auf Platz 16 steht mit Natalia Ries eine weitere Studentin, die frischen Wind verspreche und sehr engagiert sei. So sei die 24-Jährige Mitglied der Juso-Hochschulgruppe an der Universität Mannheim sowie des dortigen Studierendenparlaments. „Wir haben also durchaus junges Potenzial in der Hinterhand“, sagt Bündig. „Wir sind mindestens für die nächsten fünf bis zehn Jahre sehr gut aufgestellt, auch wenn der eine oder die andere jetzt erstmal noch nicht zum Zug kommen sollte.“
Mit Karen Schrepp (39), die bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren 929 Stimmen holte, und Doris Vassiliou (42) seien zudem zwei junge Mütter auf der Liste zu finden, denen bildungs- und familienpolitische Themen am Herzen lägen.
Familie ist auch für Markus Bündig selbst ein großes Thema. Der Inhaber eines eigenen Landschaftsbau-Betriebs will so viel Zeit wie möglich mit seiner Frau und den drei Kindern verbringen. Seine Spitzenkandidatur sei vor diesem Hintergrund natürlich mit seiner Frau abgestimmt. „Sofern es so kommt, wird das Pensum mit Terminen, Ausschüssen und Gemeinderatssitzungen natürlich steigen“, räumt er ein. „Aber das ist machbar, viel wird sich in den Abendstunden abspielen müssen“, sagt er und lacht.
Sein ganz persönliches Ziel für die Wahl am 9. Juni sind sieben Plätze im Gemeinderat. Das wären zwei mehr als aktuell. „Wir haben eine gut in der Stadt verwurzelte Liste mit vielen bekannten Gesichtern“, sieht der 42-Jährige aber viel Grund für Optimismus.
Julian Eistetter Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur
Am vergangenen Mittwoch stellten sich die Kandidatinnen und Kandidaten der SPD für die Kreistagswahl im Wahlkreis 4 in Edingen-Neckarhausen den Delegierten aus den drei Ortsvereinen aus Ilvesheim, Ladenburg und Edingen-Neckarhausen zur Nominierung vor.
Für den Wahlkreis 4, dazu gehören die Gemeinden Edingen-Neckarhausen und Ilvesheim sowie die Stadt Ladenburg stellen sich am 9. Juni 2024 folgende Bewerberinnen und Bewerber nach ihrer erfolgten Wahl durch die stimmberechtigten Delegierten zur Wahl des Kreistags des Rhein-Neckar-Kreises.
1. Thomas Zachler, Edingen-Neckarhausen.
2. Thorsten Walther, Ilvesheim.
3. Uta Blänsdorf-Zahner, Ladenburg.
4. Aleksandra Janson, Edingen-Neckarhausen.
5. Simon Schubert, Ilvesheim.
6. Annette Sauer, Ilvesheim.
7. Gerhard Kleinböck, Ladenburg.
8. Andreas Daners, Edingen-Neckarhausen.
9. Markus Bündig, Ladenburg.
Die Leitung der Nominierungskonferenz oblag dem Regionalgeschäftsführer des SPD-Regionalzentrums Rhein-Neckar, Herrn Alexander Lucas aus Dielheim.
Der Marktplatz war proppenvoll: Hunderte Ladenburger haben gegen rechtes Gedankengut protestiert. Was bei der laut Bürgermeister Stefan Schmutz "vermutlich größten Demo der Geschichte der Stadt" alles geboten war.
Ladenburg. „Wir hatten auf eine sehr gute Beteiligung gehofft, doch das ist genial“, freut sich Jürgen Frank als Versammlungsleiter. Denn in Ladenburg sind am Samstag rund 1300 Menschen aufgestanden, um zu zeigen, dass es für sie keine Alternative zu Demokratie und Menschenrechten gibt (wie berichteten bereits online). „Wir setzen ein Zeichen gegen Ausgrenzung“, sagt Frank vom Vorstandsteam der örtlichen Grünen. Die Abgeordneten Alexander Föhr (CDU), Fadime Tuncer (Grüne) und Sebastian Cuny (SPD) sowie Stadt- und Kreisräte stehen bei der friedlichen Demonstration mit ganz vorne.
Das Motto lautet „Nie wieder ist jetzt“. Musik und gute Stimmung wollen darüber nicht hinweg täuschen: Die Formel „Nie wieder“, die da zitiert wird, lässt sich unter anderem zurückführen auf die Befreiung von Konzentrationslagern 1945 und ist mit dem Gedenken an alle Opfer des Nationalsozialismus verbunden. Viele Demonstrierende sind entsetzt, dass Mitglieder der Partei AFD und des Vereins „Werteunion“ bei Treffen dabei waren, als es um kürzlich bekannt gewordene Pläne Rechtsradikaler ging, massenhaft Menschen mit Migrationsgeschichte auszuweisen.
TREFFPUNKT AM „ORT DER MENSCHENRECHTE“ IN LADENBURG
„Haben wir denn nichts gelernt?“ Das steht auf dem Plakat von Claudia Kockrow (Schriesheim). „Ich habe Angst, dass wieder Menschen ausgegrenzt werden, wie wir es schon mal hatten, und deshalb müssen wir wach bleiben“, sagt die Ärztin. Mit der Aussage „Ladenburg bleibt bunt“ auf einem Karton ist Karola Liebrich dabei. Die Vorsitzende des Garango-Vereins, der seit 1983 die Freundschaft mit Ladenburgs westafrikanischer Partnerregion pflegt, findet: „Wir leben Vielfalt und müssen jetzt Flagge zeigen.“
Treffpunkt für alle ist der „Ort der Menschenrechte“. Die 2022 geschaffene Kunstinstallation wirkt wie geschaffen für diese Kundgebung. Denn auf 16 Stelen ist die gesamte Menschenrechtscharta von 1948 nachzulesen. Artikel 9 betrifft den Schutz vor willkürlicher Verhaftung und Ausweisung. Er verurteilt das, wovon Rechtsradikale dieser Tage träumen.
„Die absurden und menschenverachtenden Pläne der AFD und Gleichgesinnter haben uns tief erschreckt“, sagt Irene Niethammer vom Integrationshilfeverein Ladenburg Int.Akt nach dem Umzug bei der Kundgebung auf dem Marktplatz. Eine Lehrerin wie Sabine Weil denkt dabei auch an die vielen Kinder aus Familien mit Migrationsgeschichte an den Schulen in Ladenburg, die ihr zujubeln, als sie sagt: „Ihr gehört zu uns.“ Hauptorganisator Frank weist auf das am Rande des Platzes befindliche Mahnmal für die 1940 auf offener Straße deportierten jüdischen Mitbürger hin und sagt unter lautstarkem Beifall: „Wenn wir das sehen und an die Pläne Rechtsextremer denken, sagen wir: Nie wieder ist jetzt.“
BÜRGERMEISTER STEFAN SCHMUTZ: "VERMUTLICH GRÖSSTE DEMO IN DER GESCHICHTE DER STADT"
Für Bürgermeister Stefan Schmutz ist es „vermutlich die größte Demo in der Geschichte der Stadt“. Er betont, dass es bei diesem Thema „keine Neutralität und Gleichgültigkeit“ geben dürfe. In der Stadt lebten Menschen aus 94 Nationen friedlich zusammen. „Wir stehen fest an der Seite von ihnen allen, ganz gleich welcher Herkunft - und wir sind die Mehrheit, die nicht zulässt, dass das Rad der Geschichte zurückgedreht werden soll“, betont Schmutz unter großem Applaus. Joachim Loose vom Sportverein ASV klettert von seinem Rollstuhl aus auf den Anhänger und sagt unter anderem: „Ich habe den Traum, dass Menschen einfach Menschen sind - egal welcher Hautfarbe, Herkunft, Religion und sexueller Ausrichtung.“ Erneut Riesenjubel.
„Zusammenleben ist eigentlich nicht schwer, wenn man die Brille der Menschlichkeit aufsetzt und nie wieder absetzt.“ Das sagt die afrodeutsche Schulamtsdirektorin in Mannheim und Autorin Florence Brokowski-Shekete. Viel Beifall hört ebenso die 16-jährige Schülersprecherin des Carl-Benz-Gymnasiums, Juli Döhring, für ihre Rede. „Es ist unsere Pflicht, einander wertzuschätzen“, sagt sie darin. „Demokratie ist wichtig, deshalb geht wählen“, ruft Victor Lehrian (Jugendgemeinderat) den vielen jungen Leuten auf dem Platz zu. „Ladenburg ist und bleibt für immer bunt“, finden Raphael Schadwinkel und Ensar Kaayalp (Merian-Realschule).
ALLE SINGEN AM ENDE GEMEINSAM GEGEN RECHTS
Für „Vielfalt und Respekt“ spricht sich Sefa Arisoy (17) von der Türkisch-Islamischen Gemeinde aus. Weitere Vertreter von Religionsgemeinschaften, darunter Ertan Kurt von der Alevitischen Gemeinde Rhein-Neckar, kommen zu Wort. Der katholische Pfarrer Matthias Stößer sagt: „Die AfD spaltet und steht einer offenen Gesellschaft entgegen.“ Mit den Musikern Thomas Pilz und Joachim Junghans singen alle auf dem Platz den Protestsongklassiker „We Shall Overcome“ (Wir werden es überwinden). Denn das ist die große Hoffnung
Über 1.300 Demo-Teilnehmer setzten ein klares Zeichen gegen Fremdenhass, die abstrusen Gedanken der AfD und die Missachtung der Demokratie / Beeindruckende Redebeiträge
„Rechts ist noch Platz – ordnen Sie sich bitte rechts ein“, war eine Aufforderung von Jürgen Frank, dem verantwortlichen Organisator der Demo „Für Demokratie. Gegen Ausgrenzung. Nie wieder jetzt". Diese Aussage war selbstverständlich nur zu hören, um die über 1.300 Teilnehmer organisiert auf den Marktplatz zu leiten. Vor der Bühne auf dem Marktplatz trafen am Samstagnachmittag nämlich immer mehr Menschen ein. „Rechts ist kein Platz in Ladenburg“, war hingegen die gesellschaftliche Kernaussage, die von der beeindruckenden Demo ausging. Dreihundert Versammlungsteilnehmer wurden dem Ordnungsamt bei der offiziellen Anmeldung gemeldet – dies war erfreulicherweise eine Fehleinschätzung. Dass es mehr als 1.300 waren, so die Angabe der Polizei und des Veranstalters, die am Protest-Marsch vom Platz der Menschenrechte zur Kundgebung auf dem Marktplatz teilnahmen, war geradezu überwältigend. „Die Kundgebung in Ladenburg ist eine beeindruckende Botschaft“, waren sich die Politiker Alexander Föhr (CDU), Fadime Tuncer (Grüne) und Sebastian Cuny (SPD) parteiübergreifend „völlig einig“.
Es war den Demo-Organisatoren der evangelischen und katholischen Kirchengemeinde, dem türkischen Kulturverein, der alevitischen Gemeinde, den Grünen, der SPD, der CDU, der FDP, den Freien Wählern, dem Garango-Verein, INTAKT, ai, dem Bündnis „Wir gegen rechts“, der IGBCE-Ortsgruppe und der Stadt Ladenburg wichtig, dass bei der Kundgebung Vertreter aller Gesellschaftsschichten zu Wort kommen sollen.
Nach dem musikalischen Auftakt des ev. Posaunenchors und dem Gitarren-Duo Thomas Pilz/Joachim Junghans betonte Bürgermeister Stefan Schmutz in seiner Rede, dass Ladenburg „die größte Demo in der Geschichte der Stadt erlebt“. Die schweigende Mehrheit müsse ein Zeichen setzen, um die Demokratie zu verteidigen. Und Ladenburg, wo Menschen aus 34 Nationen zusammenleben, gibt jetzt die richtige Antwort, meinte Schmutz. Er forderte alle Mandatsträger auf, die Neutralität aufzugeben, wenn es um die Verteidigung der Demokratie und der Menschenrechte geht. „Wir sind die Mehrheit – das Rad der Geschichte wird nicht zurückgedreht“, rief Schmutz den Teilnehmern der Kundgebung zu, die die Rede von Schmutz mit viel Applaus quittierten.
„Gerade die Kinder von Flüchtlingsfamilien und Kinder mit Migrationshintergrund gehören zu uns“, war die Botschaft des Vereins Intakt. „In den Kindergärten, in den Schulen, in den Vereinen und in der ganzen Stadt – ihr gehört zu uns“, sagten Sabine Weil und Irene Niethammer.
Die AfD verbreitet spalterische Ideologien
Auch die Kirchenvertreter positionierten sich eindeutig. „Die AfD verbreitete spalterische Ideologien, die menschenverachtend sind“, brachte es Pfarrer Stößer auf den Punkt.
Beeindruckend waren danach die Redebeiträge von den Vertretern des jungen Ladenburgs. Victor Lehrian forderte als Mitglied des Jugendgemeinderates und Vertreter des Jugendzentrums Kiste, seine Altersgenossen auf, nicht zu schweigen und zur Wahl zu gehen. „Nicht die Herkunft oder die sexuelle Orientierung ist entscheidend, ob wir jemanden cool finden, sondern sein Charakter“, meinte Victor, dessen Rede ebenso „zündete“ wie die Worte der Schülersprecher Ensar Kaayalp (Merian-Realschule), Raphael Schadwinkel (Werk-Realschule) und Juli Döring vom Carl-Benz-Gymnasium. Für ihre Botschaft „seid nicht empfänglich für rechtsradikales Gedankengut – Ladenburg muss bunt bleiben“ erhielten die Schülersprecher viel Applaus.
Eine außerordentlich starke Rede war auch von Joachim Loose zu hören, der seit 20 Jahren Vorsitzender des ASV Ladenburg ist. Nicht Titel und Meisterschaften sind für Loose das Wichtigste im Vereinsleben, sondern ein respektvolles Miteinander, ein fairer Zusammenhalt und insbesondere die Integrationsarbeit, die beim ASV so vorbildlich geleistet wird. „Flüchtlinge sind ein Zugewinn für jeden Verein. Ohne diese Leute hätten wir auf unseren Sportplätzen und Hallen eine sehr übersichtliche Anzahl an Aktiven“, verdeutlichte Loose am Beispiel ASV, dass Flüchtlinge und Menschen mit einem Migrationshintergrund in Ladenburg sehr willkommen sind.
Eine beeindruckende Premiere hatte die erfolgreiche Autorin und Pädagogin Florence Brokowski-Shekete auf dem Marktplatz, denn die Afro-Deutsche Persönlichkeit nahm noch nie an einer Demo teil. Die Spiegel-Bestseller Autorin schlug die Bitte von Bürgermeister Schmutz aber nicht aus, die Kundgebung mit ihrem Wortbeitrag zu bereichern. Es sei ein tolles Gefühl vor so vielen Menschen zu sprechen, die sich solidarisch zeigen, meinte die Afro-Deutsche, die ihre substanzvolle Rede auch mit Humor würzte. „Ich bin nicht böse, wenn jemand meine Heimat nicht kennt, wenn ich gefragt werde, wo ich eigentlich herkommen – denn nicht jeder weiß, wo Buxtehude ist“, meinte Brokowski-Shekete, deren Rede der krönende Abschluss der Kundgebung war.
Auf einem Plakat war das Fazit der Veranstaltung zu lesen: „Kann man nicht für jeden Flüchtling, der kommt – irgendwo einen Nazi abgeben?“. Besser konnte man die Gefühlslage der mehr als 1.300 Kundgebungsteilnehmer nicht ausdrücken.
Demo-Splitter
- Extra aus dem hessischen Offenbach ist der Ladenburger Manfred Scheuermann angereist, um die Demo zu unterstützen. Die „Demokratie-Gene“ hat Scheuermann von seinem Vater Erich „eingeimpft“ bekommen, denn Erich Scheuermann war ein bekannter Ladenburger Gewerkschaftler und Betriebsratsvorsitzender beim Chemieunternehmen Benckiser.
- “Nazis essen heimlich Döner“, war die entlarvende Aussage, die auf einem Plakat stand. Was wäre Ladenburg ohne seine Gastronomen, Ladenbetreiber oder Kräfte in der Service-Branche, die einen Migrationshintergrund haben? Nichts, ist die Antwort, die auch der Demo-Teilnehmer Turan Demir vom Lebensmittelgeschäft „Olive“ hörte.
- Dem Demo-Zug schloss sich auch die „Weltenbummlerin“ Ann-Sophie Thieme an. Das international gefragte Topmodel arbeitet auf und neben dem Laufsteg mit Kolleginnen und Kollegen der unterschiedlichsten Nationen zusammen. Es sei bereichernd, international arbeiten zu dürfen, sagte Thieme der LAZ, die am Tag zuvor den Geburtstag ihrer Mutter Liane mitfeierte.
- Auch die Zunft der schönen Künste beteiligte sich an der beeindruckenden Demo. Vertreter des Ladenburger Kunstvereins, die Künstlerin Gudrun Schön-Stoll sowie der Kinetiker Hans Michael Kissel klatschten kräftig Beifall als sie die Botschaften der Redner hörten.
- Demo-Erfahrung haben auch die Ladenburger Landwirte, die in den vergangenen Wochen ihre Anliegen auf der Straße vertraten. Die Landwirtschaftsvertreter Steffen Linnenbach und Markus Wolf unterstützten aber auch die hiesige Demokratie-Demo. Sie stellten die Bühne zur Verfügung, die auf einer Rolle aufgebaut wurde.
- Lob vom „Demo-Chef“ Jürgen Frank hörten auch Rüdiger Wolf und Carolin Loida vom Ordnungsamt für die vorbildliche Unterstützung und auch der Dank an die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs wurde nicht vergessen. Einen Sonderapplaus gab es für die tadellose Akustik auf dem Marktplatz, für die Olaf Müller und Gerald Mayer zuständig waren.
Das Portrait zeigt eine junge Frau, gemalt in Aquarellfarben. Der Blick fällt auf ihre mandelförmigen Augen, das tiefe Braun der Iris – und ihre Mundwinkel, die sich nach unten ziehen. Im Hintergrund zeichnen sich weiße Flügel ab. Flügel, die zu der jungen Frau gehören. Sonoor sagt, es ist ihre Freundin. Ihre Freundin, die in Schweden ihren Master machen wollte. „Sie haben sie am Flughafen verhaftet“, sagt Sonoor.
Verhaftet. Und vergiftet, sagt Sonoor. Die junge Frau ist tot. Getötet durch den Arm des iranischen Mullah-Regimes. „Der Arm ist lang“, sagt zuvor schon Karlheinz Treiber. Er referiert an diesem Abend auf Einladung des SPD-Ortsvereins über die Geschichte des Landes zwischen Kaspischem Meer und Persischem Golf. Treiber zeichnet dessen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg nach. Innenpolitisch gibt es Machtspiele und Verstrickungen, es gibt Reformbemühungen und Rückschläge. Außenpolitisch prägen die Einmischungen anderer Länder, Sanktionen und später die Auseinandersetzungen um das Atomabkommen die Beziehungen zur westlichen Welt. Treiber zeichnet die Regierungen des Irans nach, er zeigt – vor allem anhand des Aufstiegs und Falls von Schah Mohammad Reza Pahlavi – die Machtinteressen insbesondere der Amerikaner auf. Es geht um Öl und damit um Geld, für das die USA – aber auch deren westliche Verbündete Deutschland, Frankreich und Großbritannien – bereit sind, erst Ministerpräsident, später auch den Schah zu opfern. Dass der Plan misslingt, man ein Land gegen sich aufbringt, auch davon weiß Treiber zu erzählen. Der Hass vor allem auf die Weltpolizei USA entlädt sich in der Revolution 1979, als iranische Revolutionäre die US-Botschaft besetzen.
VOM FREIHEITSGEDANKEN ZUM MULLAH-REGIME
Karlheinz Treiber, Stadtrat der Grünen in Hirschberg und durch die Begegnung mit Sonoor neugierig geworden auf die Geschichte des Iran, unterlegt sein Referat mit etlichen Fotografien von Plätzen und Personen. Irgendwann schwirren Namen im Kopf, die zu einer Masse werden, in der sie sich teils nur schwer sortieren lassen. Was aber haften bleibt: Es gibt immer wieder Hoffnungsträger und Reformbestrebungen. So führt der Schah 1963 weitgehende Rechte für Frauen einschließlich des Wahlrechts ein. Und unter dem Druck anhaltender Proteste kündigt Mohammad Reza Pahlavi im Sommer 1978 die Reform des politischen Systems an. Umso erstaunter schaut man auf die weitere Entwicklung, die Treiber nachzeichnet. Sie führt, verschärft durch verhängte Sanktionen, immer weiter weg von der westlichen Welt zum heute bestehenden Mullah-Regime; Frauenrechte und Freiheit sind längst Fremdworte.
„Der Einfluss Chinas kam mir zu kurz“, sagt später, als Treiber geendet hat, eine Besucherin. Sie ist Iranerin, war erst vor Kurzem in ihrem Heimatland. Sie sagt, dass dem Land nichts anderes übrig blieb, als sich nach den Sanktionen, die 1995 ein Öl-Embargo einschließen, dem Riesen im Osten zuzuwenden – der nun seine eigenen Interessen in den Beziehungen hat. Die immer wieder genannten Reformbestrebungen der Vergangenheit beschreibt sie als lokal begrenzt. „Der Iran hat viele sehr ländliche Gebiete“, verweist sie darauf, dass Großstädte wie Teheran anders ticken hinsichtlich Freiheitsgedanken als die durch Jahrhunderte alte Kultur geprägte Landbevölkerung.
PROTESTE NACH DEM TOD MAHSA AMINIS
Dennoch erlebt man in den letzten Monaten ein Land, das erneut am Rand der Revolution steht. Die letzte findet 2009 nach den Präsidentschaftswahlen statt. Sie kostet etliche Demonstranten das Leben. „Es kommt zu einer Willkür, die die Bevölkerung gegen die Mullahs aufbringt“, kommentiert Treiber das damalige Vorgehen. Heute ist es nicht anders. Angestachelt durch den Tod der jungen Mahsa Amini, die durch Polizeigewalt starb, demonstrieren Tausende für Reformen. Sie werden verhaftet. Etliche hingerichtet. Sonoor hat ihre Gesichter gemalt. Aus ihren Augen fließen blutige Tränen.
„Sie wurden unschuldig getötet“, sagt die Künstlerin. Ihre Bilder flankieren das Referat Treibers an diesem Abend. Zu sehen sind sie sonst fast ausschließlich auf ihren Social-Media-Kanälen. In ihrer Wohnung, sagt Sonoor, versteckt sie sie. Weil sie nach den Veröffentlichungen Drohungen bekommen hat. „Ich habe immer noch Angst“, gesteht die Künstlerin, will daher auch ihr Gesicht nicht offen zeigen. Dabei ist sie seit 20 Jahren in Deutschland. Doch wo man ist, interessiert das Regime nicht. Habib Chaab, ein schwedisch-iranischer Staatsbürger, wurde in der Türkei entführt und im Iran vor Gericht gestellt – im Mai 2023 wurde er hingerichtet. Jamshid Sharmahd, seit 1995 deutscher Staatsbürger, wurde aus Dubai entführt. Sein Todesurteil fiel im Februar 2023. Der Arm Teherans – er ist lang. Er ist vor allem gnadenlos gegen politische Gegner.
Schriesheim. Über 80 Gäste versammelten sich vergangenen Donnerstag im traditionsreichen Zehntkeller in der Schriesheimer Altstadt, um gemeinsam mit der SPD Rhein-Neckar das neue Jahr 2024 einzuläuten. Um die Anwesenden auf die anstehenden Kommunalwahlen in Baden-Württemberg und Europawahlen einzustimmen, betonten der Vorsitzende der SPD Rhein-Neckar und Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg Daniel Born, der Landtagsabgeordnete für Schriesheim Sebastian Cuny, sowie Ehrengast und Spitzenkandidat der SPD Baden-Württemberg für die Europawahlen, René Repasi MdEP die Relevanz einer starken Sozialdemokratie für den Erhalt der deutschen und europäischen Demokratien, wie auch Lösungen für die großen Herausforderungen der modernen Zeit.
Daniel Born begrüßte die anwesenden Gäste mit einem emotionalen Appell, Deutschland nicht rechtsextremistischen und faschistischen Gruppierungen zu überlassen, welche die Demokratie und Vielfalt in Deutschland zerstören wollen. Vor dem Hintergrund eines vor wenigen Tagen bekannt gewordenen gemeinsamen Treffens von bekannten Rechtsextremen und führenden Mitgliedern der AfD, in welcher Pläne einer Deportation von Millionen Menschen aus Deutschland besprochen wurde, betonte Born, dass es besonders wichtig sei, sich gerade jetzt für den Erhalt unserer Demokratie zu engagieren. „Es ist sehr ermutigend zu sehen, dass sich Menschen überall in Deutschland für unsere Demokratie und Vielfalt organisieren und diese bereit sind, diese Grundwerte der Gesellschaft zu verteidigen.“ Die SPD stehe hierbei gemeinsam mit allen demokratischen Akteuren, um den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu fördern und unsere Demokratie zu verteidigen.
Sebastian Cuny würdigt in seiner Rede die Verdienste des früheren Bürgermeisters Georg Rufer, welcher sich während der Machtergreifung der Nationalsozialisten und nach dem Zweiten Weltkrieg stets für Schriesheim und für die Demokratie in Deutschland eingesetzt hat. Cuny stellte hierbei die Verantwortung jedes Einzelnen heraus, unsere Demokratie zu schützen. In diesem Zusammenhang spannte Cuny den Bogen zum Ehrengast des Neujahrsempfangs, Prof. Dr. René Repasi, welcher sich auf europäischer Ebene seit 2022 als Europaabgeordneter für die Verteidigung und Stärkung der Demokratie, sowie die Interessen Baden-Württembergs, einsetzt.
In seiner emotionalen und eindringlichen Rede brachte René Repasi die Herausforderungen der heutigen Zeit, sowie wichtige Lösungsansätze der Sozialdemokratie, auf den Punkt. Eröffnend mit einer Erinnerung an Victor Hugos Forderung nach den „vereinigten Staaten von Europa“ vor 175 Jahren verdeutlichte er die Langlebigkeit der Idee eines vereinten und friedlichen Europas und warnt in diesem Zusammenhang vor den Bedrohungen durch rechtsextreme Strömungen, welche das Heil lediglich in nationalistischen Ideen und Abschottung suchen. Repasi hob hervor, dass die Hälfte der Weltbevölkerung – von Taiwan, über Indien, die USA und Europa – dieses Jahr wählen darf und betonte hierbei, dass es in vielerlei Hinsicht um das große Ganze gehe: den Erhalt von Freiheit und Demokratie!
Politiker sehen sich jedoch mit neuen Herausforderungen konfrontiert, während alte Gewissheiten verschwinden: Das Sicherheitsversprechen Europas ist seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine erschüttert, die derzeitige Form der Globalisierung stehe vor dem Ende, und der Fokus auf eine starke Exportwirtschaft müsse überdacht werden. „Die SPD steht für die Lösung dieser Herausforderungen. Die heutigen Probleme erfordern grenzüberschreitende und europäische Lösungen, zu denen sich die Sozialdemokratie klar bekennt“, betonte Repasi.
Der Europaabgeordnete aus Karlsruhe warnte davor, rechtspopulistische Parteien, wie die AfD zu kopieren, und plädiert dafür, Rechtspopulisten durch Mobilisierung der demokratischen Mitte zu besiegen. Die SPD bietet für einen großen Teil der Bevölkerung eine klare und überzeugende Alternative. Die SPD stehe für einen aktiven Binnenmarkt, sowie einen starken Staat, welcher lenkend in die Wirtschafts- und Finanzpolitik eingreife, um die drängenden Probleme unserer Zeit zu lösen. Insbesondere die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft und Klimaschutz sind sozialen Fragen, in welcher ein starker Staat dafür sorgen muss, dass Wirtschaft und Gesellschaft bei der Transformation begleitet und unterstützt werden. „Wer SPD wählt, muss die SPD pur bekommen - eine Partei, die sich den Herausforderungen der Zeit stellt und für eine starke, demokratische Zukunft eintritt.“, betonte Repasi zum Schluss seiner Rede.
Die Co-Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes Rhein-Neckar, Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, bedankte sich bei René Repasi für sein überzeugendes Plädoyer für Europa, das er in seiner eigenen Biographie und Politik glaubhaft verkörpere. Die Anwesenden forderte sie auf, den Feinden der Demokratie wortwörtlich die „rote Karte“ zu zeigen. Mit diesem Symbol zeigten die Gäste des Neujahrsempfangs, dass Demokratie und Vielfalt in Deutschland und Europa von der überwältigen Mehrheit der Gesellschaft geschützt wird und diese nicht den Feinden der Demokratie überlassen werden.
Die inhaltlichen Impulse boten genügend Gesprächsstoff für anregende Gespräche im Anschluss an den offiziellen Teil, den das Jazzquintett "Gödes Jazz Mags" musikalisch umrahmte.
Der Demonstrationszug beginnt um 15 Uhr am "Ort der Menschenrechte" an der Bleiche und bewegt sich von dort zum Marktplatz, wo die zentrale Kundgebung stattfinden wird. Es wird Redebeiträge von Vertreterinnen und Vertretern unterschiedlicher Gruppen in Ladenburg geben, die sich seit jeher gegen Ausgrenzung aussprechen, und die sich stets für Integration und gesellschaftliche Teilhabe engagieren.
Eingeladen sind alle, denen unsere Demokratie und unsere offene Gesellschaft am Herzen liegen. Bringen Sie gerne Freunde und Verwandte mit.
Zeigen Sie Ihre Meinung auf Schildern und singen Sie mit Gleichgesinnten auf dem Zug durch unsere Stadt.
#niewiederistjetzt
#wirsindmehr
Der Kunsthistoriker Karl Heinz Treiber wirft einen politischen und kulturhistorischen Blick auf ein Land, das den Interessen der Weltmächte und der Willkür seiner Herrscher ausgeliefert war und noch immer ist und sich jetzt von seinen repressiven Fesseln befreien will.
Die Mitglieder der SPD Rhein-Neckar trafen sich vergangenen Samstag bei goldenem Herbstwetter zum Kreismitgliederparteitag in Dielheim. Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende der SPD Rhein-Neckar Dr. Andrea Schröder-Ritzrau und Grußworte des Hausherrn, Bürgermeister Thomas Glasbrenner, nutzten die Genossinnen und Genossen dem Nachmittag, um über die Arbeitsmarktpolitik, zu diskutieren.
Der Kreisvorstand der SPD Rhein-Neckar um ihre Co-Vorsitzenden Daniel Born, Vizepräsident des Landtags von Baden-Württemberg und Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, Kreisrätin, hatten Florian Wahl, den arbeitsmarktpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion – zu einem Vortrag zu den Beschäftigungs- und Teilhabechancen im sozialen Arbeitsmarkt eingeladen.
Wahl betonte die bisherigen Erfolge der Ampel-Regierung auf Bundesebene, welche mit der Bürgergeldreform für einen besseren Ausgleich zwischen Fördern und Fordern von Arbeitssuchenden sorgt und somit Menschen dabei unterstützt sich für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Hierbei mahnte Wahl: Wer wie die Opposition versucht Arbeit und Bürgergeld gegeneinander auszuspielen, um sich auf Kosten der Schwächeren und Schwächsten der Gesellschaft zu profilieren, spaltet in unserer Gesellschaft.“ Angesprochen auf die wichtigsten Projekte der SPD Baden-Württemberg in der Arbeitsmarktpolitik bei einer kommenden Regierungsbeteiligung auf Landesebene betonte Wahl den massiven Ausbau der Teilzeitausbildung, welcher die Qualifizierungsmöglichkeiten verschiedener Bevölkerungsgruppen verbessern soll.
Im Anschluss an den Vortrag von Florian Wahl diskutierten der Fraktionsvorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion und Bürgermeister von Brühl, Dr. Ralf Göck, sowie der Epfenbacher Bürgermeister Pascal Wasow über die Herausforderungen in der Arbeitsmarktpolitik auf kommunaler Ebene: „In allen kommunalen Verwaltungen, in Kindertagesstätten und in Alteneinrichtungen – überall kämpfen wir mit dem Fachkräftemangel.“ Auf viele Stellenausschreibungen gäbe es trotz intensiver Bemühungen kaum Bewerbungen. Zum Abschluss der Diskussion betonte Daniel Born, dass die Arbeitsmarktpolitik ein besonderes Politikfeld für die Sozialdemokratie ist. „Arbeit ist ein zentrales Element sozialdemokratischer Politik, in welchem sich stets konkret zeigt, wie die Politik den Menschen dienen kann und diese dabei unterstützt ein gutes und erfülltes Leben – auch definiert über ihre berufliche Tätigkeit – zu leben.“
Neben den intensiven Diskussionen zur Arbeitsmarktpolitik hat sich die SPD Rhein-Neckar auf ihrem Kreismitgliederparteitag ebenfalls auf neue politische Positionen verständigt. So beschlossen die Genossinnen und Genossen nach Anträgen der Jusos Rhein-Neckar mit überwältigender Mehrheit Rechtssicherheit für Vertrauensurlaub zu fordern und somit moderne Arbeitsmodelle zu fördern. Weiterhin stimmte die Versammlung für eine Antrag der Jusos auf kostenfreie Bereitstellung von Menstruationshygieneartikeln in öffentlichen Einrichtungen im Rhein-Neckar-Kreis.
SPD Rhein-Neckar
Besonders für Kinder sind die schnell fahrenden Autos in der Neuen Anlage ein Problem. Hinzu kommen parkende Fahrzeuge, die die Sicht versperren. Die Eltern sehen Handlungsbedarf.
Für Markus Bündig steht fest: „Hier muss was passieren.“ Der Vorsitzende des Ladenburger SPD-Ortsvereins fordert beim Vor-Ort-Termin mit zeitweise zehn Eltern und deren Kindern eine sichere Querung der Neuen Anlage. Eine entsprechende Vorabmaßnahme der Stadtverwaltung lehne die zuständige Verkehrsbehörde in Heidelberg bis auf Weiteres ab. Das kann Familie Schief kaum nachvollziehen: „Man kann die Kinder auf dem Schulweg hier nicht alleine rüber laufen lassen“, findet der Vater.
„Unglaublich, wie schnell hier gefahren wird, seit das zur Einbahnstraße umgewandelt wurde“, sagt eine Mutter. „Die Kreuzung mit der Schulstraße hätte es verdient, dass da ein Zebrastreifen hinkommt“, meint SPD-Kreisrat Thomas Zachler und kündigt an, „am Ball bleiben“ zu wollen. Ein Familienvater findet, dass Gehwegparkende – vor allem solche ohne ausreichenden Abstand zur Kreuzung – die „Gefahrenlage erhöhen“ würden, da Kinder die Straße schlecht einsehen könnten und selbst kaum sichtbar seien. Er sieht die Stadtverwaltung in der Pflicht, die Straßenverkehrsordnung durchzusetzen, und regt an, mit Handzetteln an den Fenstern falsch abgestellter Autos freundlich darauf hinzuweisen, die Kreuzung nicht zuzuparken.
„MÜSSEN DRUCK MACHEN“
„Wir müssen auch der Stadt Druck machen“, stimmt einer zu. „Aber den Zebrastreifen nicht aus den Augen verlieren“, fügt eine Frau an. Sie habe sich erkundigt und erfahren, dass der Zebrastreifen in der parallel verlaufenden Luisenstraße ein Altbestand und ohne besondere Gefahrenlage in der Tempo-30-Zone so nicht mehr genehmigungsfähig sei. Auf Nachfrage erklärt Stadtrat Gerhard Kleinböck, dass ein drei Jahre alter Antrag seiner Fraktion bestehe, wonach die Stadt Verkehrsbehörde werden und solche Entscheidungen künftig selbst treffen möge. SPD-Vorstandsmitglied Johannes Zech lädt alle zur Diskussionsrunde „Verkehr und Parken“ am Freitag, 3. März, um 19.30 Uhr in den „Goldenen Hirsch“ ein.
Samstag 5. März 2022 von 11.00-14.00 Uhr
Am Sägewerk 22 in Ladenburg
Landtagspräsidentin würdigt Kleinböcks jahrelangen Einsatz für Parlament und Land
Ladenburg/Stuttgart. Nach seiner letzten Plenarrede zu „Hausunterricht und Fernlernen“ dankte Gerhard Kleinböck den Kolleginnen und Kollegen der demokratischen Parteien für die stets offene und zielgerichtete Zusammenarbeit für eine gute Bildungspolitik in Baden-Württemberg. „Mein Dank geht auch an die Verwaltung und an alle Menschen, mit denen ich bei zahllosen Veranstaltungen im Land diskutieren und fünf Jahre als Mitglied einer Regierungsfraktion auch mitgestalten durfte. Es war für mich immer ein besonderes Erlebnis für den Wahlkreis und seine Bürgerinnen und Bürger zu arbeiten – das habe ich einfach gerne gemacht“. Mit diesen Worten verabschiedet sich der Ladenburger Landtagsabgeordnete Gerhard Kleinböck aus dem Landtag in dessen letzter regulären Sitzung dieser Wahlperiode.
Am Ende des Plenartages verabschiedete Landtagspräsidentin Muhterem Aras den Sozialdemokraten offiziell mit den Worten „Bildungspolitik ist Ihnen eine echte Herzensangelegenheit, für die Sie sich kernig und streitbar einsetzten. Seit 2009 kämpften Sie in diesem Parlament für bessere Bildung und soziale Gerechtigkeit. Den Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern verloren Sie dabei nie aus den Augen, denn Dialog ist für Sie die einzige Möglichkeit Vertrauen zu gewinnen. Das ist Ihnen gelungen! Lieber Herr Kleinböck, ich danke Ihnen herzlich für Ihre intensive Arbeit und Ihren Einsatz!“
Gerhard Kleinböck, der seit 2009 den Wahlkreis Weinheim-Ladenburg im Landtag von Baden-Württemberg vertritt, kandidiert nicht mehr für die 17. Legislaturperiode.
Liebe Genossinnen und Genossen,
was gestern in Thüringen passiert ist, stellt den Grundkonsens unserer Republik in Frage: keine gemeinsame Sache mit Faschisten zu machen. Das ist ein absoluter Tabubruch, ein rabenschwarzer Tag in der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Dass CDU und FDP in Thüringen gemeinsam mit der faschistischen Höcke-AfD einen Ministerpräsidenten an die Macht wählen, ist verantwortungslos, unverzeihlich und unerträglich. Wir sind entsetzt über diesen geschichtsvergessenen Dammbruch.
Das war kein Zufall, auch kein „Unfall“, wie die Reaktionen aus CDU, FDP und AfD zeigen. Das war geplant und abgesprochen.
Für uns stellen sich sehr ernste Fragen an die CDU-Führung im Bund. Fragen, auf die wir klare Antworten und Konsequenzen verlangen. Deshalb treffen wir uns am Samstag zu einem Sonder-Koalitionsausschuss. Danach werden wir in den Parteigremien beraten.
Für uns ist klar: Wer mit Faschisten paktiert, darf in diesem Land keine Verantwortung tragen. Kemmerich darf nicht Ministerpräsident bleiben. Wir erwarten von Christian Lindner und Annegret Kramp-Karrenbauer, dass sie ihrer Verantwortung als Parteivorsitzende gerecht werden und diesem gefährlichen Spiel ein Ende machen.
Die SPD wird niemals eine Regierung oder einen Ministerpräsidenten unterstützen, der mit den Stimmen der AfD an die Macht gekommen ist. Die Thüringer SPD hat hier unsere volle Unterstützung.
Seit über 156 Jahren gilt für die SPD: Kein Fußbreit dem Faschismus!
Gegen die Feinde der Demokratie und des Zusammenhalts unserer Gesellschaft müssen alle Demokratinnen und Demokraten geschlossen zusammenstehen und entschieden handeln.
Natürlich werden wir Dich auf dem Laufenden halten.
Solidarische Grüße
Saskia Esken, Norbert Walter-Borjans
Klaus-Peter Ruf war seit 1972 Mitglied der SPD und stand dem SPD-Ortsverein Lobbach seit 1983 als Vorsitzender vor. Von 1975 an bis zu seinem Tod war er für die SPD als Gemeinderat in Lobbach und von 1980 bis 1994 als Ortschaftsrat in Lobenfeld aktiv.
Klaus-Peter Ruf (*1950) war ein „sozialdemokratischen Urgestein“, der sich mit all seiner Kraft für die Interessen der Bürgerinnen und Bürger und für die Ideale der Sozialdemokratie eingesetzt hat. Das Wohl seiner Heimatgemeinde hatte für ihn stets große Bedeutung.
Mit Klaus-Peter Ruf verlieren wir einen aufrechten Sozialdemokraten und treuen Weggefährten. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.
Wir verneigen uns in tiefer Dankbarkeit vor seinem Engagement, vor seiner Geradlinigkeit und vor seiner Menschlichkeit und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
SPD Rhein-Neckar
Ab 10:30 Uhr im Reinhold-Schulz-Waldpark am 01. Mai 2017
Bei schlechtem Wetter im "Glashaus"
Ende der Veranstaltung ca. 16:00 Uhr
Redner:
Bernd Schuhmacher
Vorsitzender des DGB Ortsverbandes Ladenburg / Rhein Neckar
Stefan Schmutz
Bürgermeister Ladenburg
Elwis Capece
NGG Regionsgeschäftsführer
Unterhaltung: Waiting for Frank - Irish Folk -
Für vielfältige Speisen und Getränke sorgt bestens der Förderverein "Solidarität e.V."
Politiker und VHS-Geschäftsführer starb mit 61 Jahren
Er war ein Kämpfer für soziale Gerechtigkeit: Überraschend starb Wolfgang Zahner am Samstagabend.
Ladenburg. (stu) Die traurige Nachricht verbreitete sich gestern rasend schnell: Der langjährige Bürgermeisterstellvertreter, ehemalige SPD-Gemeinderatsfraktionssprecher; Kreisrat und Leiter der Volkshochschule, Wolfgang Zahner, ist am Samstagabend überraschend im Alter von fast 62 Jahren gestorben.
Der mit Uta Blänsdorf-Zahner verheiratete zweifache Familienvater war einer der profiliertesten Sozialdemokraten im Ortsverein. Schon in jungen Jahren war er bei den Jusos aktiv, setzte sich für die Gründung des Jugendzentrums "Die Kiste" ein und war ein Kämpfer für soziale Gerechtigkeit. Der Diplom-Volkswirt machte Karriere bei der Bezirkssparkasse in Weinheim, bevor er vor 27 Jahren zum hauptamtlichen Geschäftsführer der Ladenburger Volkshochschule berufen wurde. In seiner Schaffenszeit wurde nicht nur das Veranstaltungsprogramm modernisiert, sondern auch die Fusion mit der VHS Ilvesheim auf den Weg gebracht.
Politisch schlug das Herz von Wolfgang Zahner immer links. Als er im September 2015 nach 35 Jahren Gemeinderatsarbeit von Bürgermeister Rainer Ziegler aus dem Gremium verabschiedet wurde, konnte er auf eine stolze Leistung zurückblicken. Kein Stadtrat saß jemals länger am Ratstisch. Zahners Vor- und Ratschläge haben dazu beigetragen, dass sich die Stadt unter seinem väterlichen Freund und Bürgermeister Reinhold Schulz so positiv entwickelte.
An allen wichtigen Entscheidungen, die in den vergangenen 30 Jahren getroffen wurden, war der SPD-Fraktionssprecher beteiligt. Der Kunstsammler setzte sich für die kulturellen Einrichtungen wie die Stadtbibliothek, das Museum und die städtische Musikschule besonders engagiert ein. Auch die Entwicklung der Altstadt war dem langjährigen Vorstandsmitglied des Heimatbundes wichtig. Sein Blickwinkel war oft hilfreich, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Zahner sprach sich immer für eine lebendige, lebenswerte Altstadt aus, die keinen reinen Museumscharakter haben sollte.
Mit Tatkraft und Führungsverantwortung half Wolfgang Zahner die Gründung der Städtepartnerschaft mit Garango auf den Weg gebracht. Er war Mitglied der Delegation, die 1983 den Partnerschaftsvertrag mit der Stadt in Burkina Faso unterzeichnete. Er war von der Partnerschaftsidee so fasziniert, dass er mit einem Freund zu einer Abenteuerfahrt mit einem alten VW-Bus von Ladenburg nach Garango aufbrach. Über seine Erlebnisse berichtete die RNZ erst kürzlich. Im vorigen Jahr kündigte Zahner an, dass er zukünftig die Kommunalpolitik mit Blick von außen betrachten wird. Bis zuletzt hatte er sich aber im SPD-Ortsverein engagiert und Bürgermeisterkandidat Stefan Schmutz im Wahlkampf unterstützt.